Frauen und die neuen Nazis
Vor einiger Zeit lief im SubNet eine Diskussion ueber die Rolle der
Frau in der heutigen Zeit.
Am Anfang der Auseinandersetzung stand ein Vergleich von
Abituraufsaetzen eines Berliner Maedchengymnasiums im Jahre 1938 zum
Thema "Sinn und Ziel der deutschen weiblichen Erziehung im Hinblick
auf den nationalsozialistischen Staat ist an eigenen Erlebnissen und
Erfahrungen deutlich zu machen" und Auszuegen aus dem Wahlprogramm der
`Republikaner' zum Schwerpunktthema "Frau und Familie".
einige Zitate Aus den Aufsaetzen:
Das deutsche Maedchen soll wissen, dass der eigentliche Beruf
der deutschen Frau der der Mutter ist, die ihrem Volk gesunde
Kinder schenkt. Es soll erfahren, dass die deutsche Frau
Traegerin eines ewigen Volkes ist, und sich innerlich darauf
einstellen, es soll bereit werden, einst das Wunder des
Muttertums an sich selbst zu erleben.
"Mutter und Kind sind das Unterpfand fuer die Unsterblichkeit
eines Volkes" dieser Ausspruch Dr. Goebbels` wurde uns langsam
in seiner grossen Bedeutung klar.
Die deutsche Frau braucht nicht nur waschen, kochen und
stricken zu koennen. Es ist noetig fuer das Geistesleben
jeder denkenden, auf Intelligenz Anspruch erhebenden Frau,
orientiert zu sein und teilzuhaben an allem, was das eigene
Volk angeht.
Als Kamerad ihres Mannes muss sie ihn verstehen koennen und
darf ihm nie ein Hindernis sein, gesunden und noetigen
Vergnuegungen nachzugehen. Die wichtigste Aufgabe jeder Frau
ist aber die Erziehung ihrer Kinder.
soweit das Abi-Thema
Hier nun ein Auszug aus dem Parteiprogramm der Republikaner zum
Schwerpunkt- thema "Frau und Familie":
( man bedenke hierbei, dass die Republikaner staendig und immer wieder
behaupten nichts mit den Nazis gemeinsam zu haben )
Frau und Mann sind im Falle gleicher Bedingungen und
Anforderungen trotz ihrer Wesensunterschiede von
gleichwertiger Tuechtigkeit im Leben und Beruf. Es ist jedoch
insbesondere der Frau gegeben, durch Waerme und Hingabe ein
Klima der Geborgenheit zu schaffen, in welchen Familie und
Kinder gedeihen koennen. Hier liegt die besondere und von
keinem 'Hausmann' oder Kollektiv erfuellbare Berufung der Frau
Nach Vorstellung der REP's soll der Lebenslauf einer deutschen Frau in
Zukunft so aussehen:
ein "praktisches Jahr" fuer jedes "schulentlassene Maedchen"
mit Kursen, "welche Aufgaben als Frau, Mutter und Hausfrau
betreffen". Berufsausbildung - Familiengruendung und
-bewahrung ohne "Selbstueberforderung" im Beruf
Berufstaetigkeit erst "nach ihrem Einsatz fuer Familie und
Kinder" und auch nur "falls erwuenscht".
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Im Laufe der Diskussion wurde haeufig betont, dass die sogenannten
Republikaner zwar behaupten, keine Nazis zu sein, dennoch niemanden
gerichtlich verfolgen, der gegenteiliges behauptet.
Auch ueber das Selbstverstaendnis von Frauen heutzutage wurde
gestritten. Allgemein wurde es bedauert, dass viele Frauen es heute
immer noch - oder auch wieder - unwichtig finden, einen Beruf zu
erlernen und auszuueben. Vielmehr steht die Gruendung einer Familie
und die Rolle als Hausfrau und Mutter bei vielen im Vordergrund.
Da die Auseinandersetzung (mit einer Ausnahme) von Maennern gefuehrt
wurde, nahm das Thema soziales Jahr und Wehr- bzw. Ersatzdienst einen
breiten Raum ein. Es ist nicht einsehbar, dass Maenner ihren Dienst am
Staate leisten muessen, Frauen aber mit dem Argument des
Kinderkriegens aber nicht. Hier zwei Statements aus der Diskussion:
(1) Die Argumente der Frauen gegen ein soziales Jahr oder aehnliches
sind haeufig billig vorgeschoben (ich wuerde es umgekehrt aller-
dings genauso machen :-).
(2) Frauen sind definitiv benachteiligt in unserer Gesellschaft;
Ausgleich kann aber nur mit plausiblen und thematisch jeweils
zusammenhaengenden Massnahmen geschaffen werden.
(3) "Die Frauen" gibt es nicht; viele sind mit dem traditionellen
Rollenklischee voellig zufrieden.
Konsequenter waere Gleichbehandlung:
1. Abschaffung der Benachteiligung der Frauen
2. Vaterschutz (analog Mutterschutz) obligatorisch
3. Erziehungs(urlaubs)pflicht fuer Maenner
4. Abschaffung der Wehrpflicht fuer Maenner und Frauen
Hiermit konnten sich alle einverstanden erklaeren. Die Anhaenger der
Parteien am rechten Rand sind zu rund 70 Prozent unter 30 Jahre alt,
in der Mehrzahl allerdings Maenner. Diese Leute beteiligten sich
offensichtlich nicht an der Debatte.
Dennoch bleibt zu hoffen, dass sich die Frauen endlich (wieder) auf
die eigene Kraft besinnen und ihre Ansprueche und Wuensche formulieren
und durchsetzen.
Uta Wilms
Quelle: Eine Diskussion in sub.politik (UUCP)
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