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Wie gefaehrlich ist "Blueboxing"?


Im allgemeinen kann man sagen, dass "Blueboxing" ungefaehrlich
ist. Ausnahmen [*] bestaetigen natuerlich auch hier die Regel. Um
meine Quellen aufzuzeigen, moechte ich darauf hinweisen, dass
ich seit 5 1/2 Jahren als Fernmelde-Elektronik-Ingenieur bei der
Deutschen Bundespost/Telekom in Frankfurt beschaeftigt bin und
deshalb auch gerne anonym bleiben moechte. Ich besitzte einen Amiga
3000 und beschaeftige mich seit etwa 7 Jahren unter anderem mit
"Phreaking". "Blueboxing" ist wohl die bisher bekannteste und weit
verbreiteste Art, die Post zu hintergehen. Natuerlich laesst es sich
niemand gern gefallen, um enorme Summen betrogen zu werden. Entgegen
der allgemeinen Meinung, die deutsche Post erleide ja keinen
Schaden, muss sie hohe Einbussen hinnehmen. AT&T z.B. bezahlt die
anfallenden Kosten nur zum Teil, da sie von der Post verlangen,
"Frq-Filter" zu installieren, welche das Senden von unueblichen
Frequenzen, die nur zur Benutzung durch Telefongesellschaften
bestimmt sind, verhindern, indem diese Signale bereits bei der
zustaendigen Vermittlungsstelle ausgefiltert werden.

[*]Die Post hat sich nun einiges einfallen lassen, da diese
Forderung seitens AT&T nicht realisierbar scheint. Da in
Deutschland zunehmend das digitale Telefonnetz integriert wird,
ueberwacht die Post  vornehmlich diese Leitungen. Ein von einem
Ingenieur-Team aus Frankfurt eigens zu diesem Zweck entwickeltes
System kontrolliert ganz gezielt die Aktionen der sog. "Blueboxer".
So werden wie beim digitalen Netz ueblich, saemtliche Anrufe digitaler
Teilnehmer gespeichert und ca.30 Sek. des Gespraechs aufgezeichnet.
Neben der Empfaengernummer werden auch Zeitpunkt und Laenge der
Verbindung registriert. Die so gewonnenen Daten bleiben der Post
ueber 2 Monate erhalten, um eventuellen Stoerungen oder Beschwerden
seitens der Anschlussinhaber nachgehen zu koennen.

Das "NetCheck" getaufte System prueft nun am Ende der
Gebuerenfrist (meist 1 Monat), also ca. 1-2 Wochen bevor die
Telefonrechnung den Teilnehmer erreicht, die in dieser Frist
gefuehrten Anrufe. UEberschreitet die Zahl der monatlich gefuehrten
Anrufe bei sog. "tollfree" Nummern eine gewisse Grenze, (meines
Wissens liegt sie bei 35-40) so reicht dies nach einem weiteren
Monat Kontrollzeit als Verdachtsmoment aus, um die gespeicherten
Mitschnitte auf vom deutschen System nicht genutzte Frequenzen
zu untersuchen. Dabei werden die straffaellig gewordenen "Phreaks"
dingfest gemacht und noch einige Zeit ueberwacht. Nach ca. 3-4
Monaten erhaelt die Zentralstelle fuer Fernmeldegebueren von der
Telekom den Auftrag, aus den gespeicherten Daten wie Zeit,
Bestimmungsort und Laenge der Verbindungen eine Rechnug zu
erstellen, die dem monatlichen Zahlungsbescheid beigefuegt wird.
Es ist geplant, die in den mitgeschnittenen 30 Sek. gesendeten
Signale zu analysieren und auszuwerten. Kann dadurch der Nachweis
erbracht werden, dass z.B. von Deutschland nach Griechenland und
von dort in die USA "gedialt" wurde, werden "beide Gespraeche" in
voller Laenge in Rechnung gestellt. Die Aufforderung dazu muss
allerdings von den Gesellschaften der entsprechenden Laender
ausgehen. Bei dem hier angefuerten Beispiel ergaebe das nach etwa 4
Monaten und durchschnittlich 1 Std. "blueboxing" pro Tag eine
Telefonrechnung von guenstigstenfalls 20.000,-, welche unter
Strafandrohung zu begleichen ist. Schliesslich handelt es sich
um vorsaetzlichen und wiederholten Betrug. Nach oben sind der
Rechnung natuerlich nur durch die Aktivitaet des "Phreakers" Grenzen
gesetzt.

Das ich zu Beginn meiner Ausfuehrungen darauf hinwies, dass es
eigentlich ungefaehrlich sei, zu "boxen", liegt darin begruendet, dass
das digitale Telefonnetz nur in bestimmten Gebieten komplett
installiert ist. Ausserdem kann jeder, der digital vernetzt ist,
ganz einfach feststellen, ob er "boxen" kann, oder es lieber lassen
sollte. Natuerlich kann man auch mit einem analogen Anschluss
erwischt werden, doch steht da die Wahrscheinlichkeit wohl eher
100:1 dagengen, es sei denn, man wird von missmutigen Kollegen
angeschwaerzt, wovor sich leider niemand 100%ig schuetzen kann.

Digitaltest:

        - Toene beim Abheben des Hoerers
        - Wahrnehmung von Toenen beim Waehlen
        - Moeglichkeit mit sog. "Dialern" zu waehlen (Anrufbeantworter-
          Fernabfrage)
        - bei einer besetzten Leitung Abbruch der Verbindung nach kurzer
          Zeit
        - gute, stoerungsfreie Verbindungen

 Meist sind Auskuenfte ueber digital vernetzte Gebiete oder Rufnummern
 auch bei der zustaendigen Stelle der Telekom zu erfragen

Sollten nur die letzten beiden Punkte auftreten, ist es moeglicht, dass
Sie bisher nur an einer digitalen Vermittlungsstelle angeschlossen,
aber noch nicht in vollem Umfang digital vernetzt sind. In diesem
Falle ist unbedingt darauf zu achten, wann der Anschluss komplett
digitalisiert ist.

Postintern wird spekuliert, dass bis Ende Dezember 1991 etwa 1500
"Phreaker" aus Computerkreisen (in erster Linie Amiga/PC) ermittelt
werden. Wenn man von den oben angestellten, sehr gering gehaltenen
Berechnungen ausgeht, denn wer vergnuegt sich nur eine Stunde taeglich
in fremden Laendern, so kommt die Telekom auf eine Summe von rund
30.000.000,- (in Worten: dreissig Millionen DM). Wer kann da nicht
verstehen, dass mit allen Mitteln versucht wird, den Verursachen
solcher Finanzloecher das Handwerk zu legen.

P.S.: Ein Anruf von Frankfurt nach Hannover kostet nach 18.00 etwas
      ueber 20,- pro Std.. Ruft man jedoch nach Amerika und von dort
      aus zurueck nach Deutschland an, so entstehen Gebuehren von ueber
      300 DM.


Deshalb mein Tip:

"Blueboxing - OK" aber... Finger weg vom digitalen Netz, denn.....
es kann bis zu einem 1/4 Jahr und laenger dauern, bis man die
Quittung erhaelt und bis dahin sind die Gebuehren auf der Rechnung
entsprechend angestiegen.

Ich hoffe, meine Infos konnten ein wenig aufklaeren und einige unter
Euch "Phreaks" vor groesserem Schaden bewahren. Das boese Erwachen
kommt naemlich ploetlich und unverhofft.

                                                   Roland T.

Fazit: Wer digital vernetzt ist sollte vom Blue Boxing die Finger lassen!!!!

Quelle: NightBox

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