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Alle Jahre wieder ...


Die Firmen Commodore, Atari, Apple, Sun und Dec haben schon traditions-
gemaess ihre festen Plaetze auf der Messe. Fuer den EBI-Faulen hat dies
den Vorteil, dass mensch gezielt zur hauseigenen Lieblingsfirma gehen
kann. Dort kriegt er dann relativ schnell den "Alle Jahre wieder..."-
Effekt zu spueren. Neue Programme, Ergaenzung (=Verkomplizierung) der 
Produktpalette und recht wenig konkrete Infos. Fuer uns war der Aufenthalt
auf diesen Staenden daher recht kurz. Informationen sammeln, nach Preisen 
fragen (=wenig konkrete Antworten bekommen) und Details nachfragen. Dann
ab zum naechsten Stand. Hier nun die Zusammenfassung dieser Recherchen:

Commodore
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Dieses Jahr schien es auf der CeBIT ueblich zu sein, nicht nur neue
Produkte vorzustellen. Die PR-Abteilungen der Firmen haben auch das
"Firmenimage" als Darstellungsgrund gefunden. Commodore macht davon
keine Ausnahme und verkuendet mit der Meldung "Steigender Umsatz trotz
stagnierenden Computermarktes" erstmal ihre Marktpraesenz. Danach hat
die Firma mit dem C im 4. Quartal 1991 einen Nettogewinn von ca. 40
Millionen DM aufweisen koennen. Im gesamten letzten Halbjahr 1991 
hat Commodore einen Nettogewinn von 45,4 Mill. DM eingefahren. Scheint
ein gutes Weihnachtgeschaeft gewesen zu sein. Dabei liegt der Hauptmarkt
vom Commodore in Europa (84%) und davon ist Deutschland der Schwerpunkt.

Laut Irving Gould hat dabei besonders die AMIGA-Linie einen grossen
Anteil, wobei Commodore noch in diesem Jahr den 4 Millionsten verkauften
Amiga-Rechner erwartet. Besonders stolz ist Commodore dabei auf dem
Amiga-CDTV, der mit 6.000 verkauften Systemen das meistverkaufte Multimedia-
System ist. Dabei ist mensch besonders auf den Einsatz von CDTV im 
Fernseh- und Videobereich stolz, wie z.B. bei ARD, ZDF, RTL+ und SAT1. 

Als interessant ist sicher die Meldung zu bezeichnen, dass Commodore 
es Atari nachmachen will und nun ebenfalls eine Commodore-Messe ver-
anstalten wird. Auf dieser soll das komplette Spektrum der Hard- und
Software-Anwendungen vorgestellt werden. Diese Messe wird vom 26. bis 
zum 29. November auf der Messegelaende in Frankfurt (Main) stattfinden. 
Dabei sollen auf 20.000 qm Ausstellungsflaeche alle 4 Produktlinien
vorgestellt werden. 

In den neuen Bundeslaendern und Osteuropa schaetzt Commodore den Markt
etwa so ein, wie in den den alten Laendern vor 10 Jahren. Besonders
der C64 erfreut sich dort einer neuen Beliebtheit. Letztes Jahr 
wurden 700.000 weltweit verkauft, davon 400.000 in Deutschland. 

Derzeit ist es fuer eine Firma wichtig, das Thema "Umweltschutz" aufzu-
greifen. Commodore steht da auch nicht nach, und der Geschaeftsfuehrer
stellte das Computer-Recycling-System vor. Ein Kunde mit einem Altgeraet
kann dabei seinen naechsten Commodore-Fachhaendler anrufen, damit das
Geraet abgeholt werden kann. Die Rechner gehen dann nach Frankfurt, wo
dann intakte Chips herausgeloetet werden und z.B. der Spielzeugindustrie
zur Verfuegung gestellt werden. Darueberhinaus werden auch Kupfer
und Kunststoff der Rechner wiederverwertet. Der Kunde zahlt fuer die Abholung 
nur die "Selbstkosten". Ob damit die Selbstkosten des Kunden oder von
Commodore gemeint war, ist leider nicht herauszufinden. 

In den Fertigungstellen von Commodore hat sich auch was geaendert. Der
Commodore-Geschaeftsfuehrer Helmut Jost teilte mit, dass Commodore in
ihren Produktionswerken nun die SMT-Fertigungstechnologie (Surface mounted
technology) einsetzt. Dabei werden Chips nicht mehr auf der Platine 
aufgeloetet, sondern die Verbindungen durch leitendes Harz ueberzogen und 
die Chips plaziert. Gleichzeitig erhalten die neuen Mini-Tower-, Desktop-
und Slim Line-PCs von Commodore ein neues Board-Design. Dieses wurde
von Commodore in ihren eigenen Labors in den USA von einer Entwickler-
Crew um Lou Eggebrecht (Entwickler des ersten IBM-PCs) ausgekluengelt. 
Die Rechner sollen weit aus modularer aufgebaut sein, als ueblich. Der
Prozessor soll austauschbar sein und dadurch Flexibiliaet gewaehrleisten.
Warten wir es ab ...

... neu vorgestellt worden erstmals die Mini-Tower-Rechner MT 386DX-33C, 
MT 486DX-33C und MT 486DX-50C. Deren Namen sagen schon die wesentlichen
Leistungsdaten aus. Desweiteren: 4 MB Hauptspeicher, Festplatten von
105 oder 200 MB und SVGA. Der Arbeitsbereich wird bei Grafikanwendungen
und im Serverbetrieb gesehen.

Ebenfalls neu sind die Rechner aus der Desktop-Reihe
mit den Namen DT 486SX-20, DT 486SX-25C und DT 486-33C (wo ist das DX ?) 
In allen Rechnern wurde schon die SMT-Technolgie angewandt. Im DT 486-33C
gibt es durch das Modulkonzept die Moeglichkeit spaeter einen Wechsel des
Prozessors vorzunehmen (586?). 
Ebenfalls neu (fuer Bezeichnungsfetischisten) sind die Rechner aus der
Slim-Line-Reihe mit SVGA-Aufloesung. Diese Rechner heissen SL 386SX-20
und SL 386 SX 25C. Letzterer hat einen 16 KB Smart-Cache-Speicher, 
der das Zusammenspiel zwischen Prozessor und Hauptspeicher optimieren
soll. 
Desweiteren stellte Commodore noch den Hochgeschwindigkeitscomputer
T 486-50C vor. Dazu kommen 105 MB Festplatte, 4 MB Hauptspeicher 
(bis 24 MB erweiterbar), 32 KB Casche und einen Weitek-Arithmetik-
Coprozessor. 
Die Rechner aus der MT, DT und SL-Reihe haben wohl ziemlich eindeutig
den kommerziellen Anwender und weniger den Privatanwender im Auge. Zum
Teil sind die Rechner doch ueberladen und was vom Modul-Konzept zu halten
ist, bleibt auch erstmal abzuwarten. Eine Ergaenzung des Produktangebotes
stellen sie aber allemal da und erhoehen die Wahrscheinlichkeit, dass
jeder "sein" Rechner finden wird. Allerdings wird das Angebot auch langsam
unuebersichtlich. Der Hochgeschwindigkeitscomputer scheint dementgegen
aber recht witzlos und wird wohl nur bei eingefleischten Commodore-PC-
Kunden in Erwaegung gezogen werden. Rechenpower koennen andere Rechner
wohl guenstiger und besser anbieten.

In der Amiga-Linie sind zwei neue Rechner dazugekommen. Der Amiga 600
mit neuen Design (sieht dem C-64 schon viel aehnlicher) und HF-Modulator
soll die Palette ergaenzen. Desweiteren gibt es den Amiga 600 HD, der
einen Amiga 600 mit eingebauten 3,5 Zoll Diskettenlaufwerk und Platz
fuer eine Festplatte (bis 120 MB). Weitere Daten: 1 MB Ram, ein 880 KB
Laufwerk, Memory-Card-Einschub und dem Enhanced Chipset Agnus und Denise
fuer die Grafikmoeglichkeiten, die dem Amiga 3000 entsprechen

Atari
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Bei Atari waren es weniger neue Rechner als neue Betriebssysteme, die den 
Ton angaben. Besonders viel TamTam machte Atari um ihr neues Betriebssystem
"MultiTos" fuer alle Atari-Rechner, die auf den 68000-Prozessor basieren. 
Wie der Name schon erwarten laesst handelt es sich dabei um ein Multi-
tasking-Betriebssystem, welches sich an der Funktionalitaet von Unix 
orientiert und eine Weiterentwicklung des TOS2.06 darstellt. Auf dem
Atari TT wird darueberhinaus auch die MMU unterstuetzt und damit Zugriffs-
rechte auf Speicher und Programme gesichert. Aus dieser Tatsache allerdings
den Satz "MultiTos ist dadurch nicht nur ein besonders flexibles, sondern 
zugleich ein besonders sicheres Betriebssystem" abzuleiten ist sicher weniger 
mutig, dafuer schon mehr "frech". 

Ebenfalls vorgestellt wurde (zum wievielten mal?) das Atari System V4.0.
Eine Implementierung von Unix Sys5R4 fuer den Atari TT. In den Leistungs-
daten hat sich nix veraendert. GNU C, GNU C++, Motif, XFaceMaker, NFS, 
RFS sowie BSD und Xenix Portierungshilfen sind nicht neu. Ausgeliefert
wird das System seit Oktover 1991 an Entwickler.

Natuerlich gab es auch ein "bissele" neue Hardware. So z.B. der SLM 406 - 
ein neuser Laserdrucker. Dabei soll es sich um einen Niedrig-Preis-Drucker 
(ohne Preisangabe) mit 300x300 dpi und 4 Blaetter/Minute. Ende-Rubrik-neue-
Hardware-bei-Atari. 

Sonst kann Atari nur noch mit einen MIDI-Software-Katalog und einen 
Portfolio-Software-Katalog dienen. Die naechste Atari-Messe wird 
vom 21. bis zum 23. August 92 in Duesseldorf stattfinden. 

Das war bei Atari auch schon alles. Auf dem Stand wurden viele Programme,
meistens aber nur UpDates von bekannter Software vorgestellt. Alles in
allen war Atari eine Enttaeuschung. Dabei konnte ich mir persoenlich
kaum noch vorstellen, dass der Atari-Stand noch langweiliger als letztes
Jahr werden konnte.

Apple
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Im Oktober letzten Jahres hat Apple den Mac PowerBook, den NoteBook von 
Apple, eingefuehrt. Eine sinnvolle Erweiterung ist fuer diesen Rechner ein 
FunkModem zum Anschluss ueber das auf X.25 basierende MODACOM-Netz der DBP 
Telecom. Der Internet-Knoten demnaechst im Aktenkoffer ?   Sicher werden 
Postgebuehren diesen Traum schnell beenden. Genaures weiss mensch nicht, 
weil im Gebiet Rhein/Ruhr im Augenblick noch die Pilotphase laeuft und eine 
Flaechendeckung des Dienstes erst 1995 erreicht sein soll. Dafuer ist dann 
mit Hilfe eines PowerBooks dann aber der Anschluss an das DatexP-Netz der
Bundespost ueber Funk gewaehrleistet. In wie weit dann auch hoehere Schichten, 
wie TCP/IP, OSI, UUCP oder Zerberus fuer solche funkenden NoteBooks und 
Laptops vorhanden sein wird, bleibt abzuwarten.

Fuer den "funkenden" Mac wird ein etwa zigarettenschachtel grosses Funk-Modem 
der Firma Motorola (gucke da) benutzt. Wahlweise als internes oder externen 
Geraet zu erhalten. Die Uebertragungsgeschwindigkeit liegt bei 9.6 KBps. 

Weitere Informationen zum Mac PowerBook: Es gibt die Modelle 100, 140
und 170 mit einen Gewicht zwischen 2,3 und 3.1 Kilogramm. Die groesse
liegt etwa bei einem DIN A4-Blatt. Das ganze sieht dabei auch noch recht
"fesch" aus. Wohl einer der Gruende, warum der NoteBook mit dem iF-Siegel
1992 fuer Design ausgestattet wurde. 
Integriert im Rechner ist eine SCSI-Schnittstelle, hat mind. 2 MB Ram, 20 MB
oder 40 MB Festplatte und hat ein Apple SuperDrive zum lesen von Mac-, 
MS-DOS, OS/2 und ProDOS-Disketten. Anstelle der Maus ist in der Mitte vor
der Tastatur ein Trackball. Er ist dabei so angebracht, dass mensch arbeiten
kann ohne die Finger von der Tastatur zu nehmen. Der 9- oder 10-Zoll 
Bildschirm hat eine Aufloesung von 640x400. Zum Teil haben die Rechner die 
Option fuer ein integriertes Fax/Datenmodem. Die Rechner haben einen
68030 Prozessor (NB 100: 68000) und sind in verschiedener Konfiguration
zu bekommen. Der Preis liegt zwischen 3000 und 3700 DM (NB 100), 6600 und 
7700 (NB 140) und 10000-10900 DM (NB 170). 
Preislich ist da wohl besonders der NB 100 interessant, daher nochmal die 
Leistungsdaten dafuer: 2 MB Ram, 20 MB Festplatte (3300 DM), integriert
sind AppleTalk, 2 Serielle, SCSI-Schnittstelle, ADB-Schnittstelle, Audioein- 
und Ausgang. 10Zoll Bildschirm, optional internes Fax/Data-Modem, 3 Stunden
Betriebsdauer, 3,1 KG

Am Rande der CeBIT hat Apple einen Abkommen mit Kodak geschlossen. Damit
soll in Zukunft die Moeglichkeit gegeben werden, dass Mac-Benutzer mit
der Betriebssystemerweiterung QuickTime in der Lage sind einen direkten
Zugriff auf Photo-CD-Bilder zu haben. 
Das heisst, dass keine komplizierten Wandlungen oder schlechtes Scannen
von Bildern notwendig sein wird. Ein Bild wird mit Photo-CD fotografiert
und die CD einfach vom MacIntosh gelesen. 
An den notwendigen Erweiterungen der Software (QuickTime) und Hardware
(CD-Laufwerk) wird gerade gearbeitet und soll noch dieses Jahr vorgestellt
werden.

Sun
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Als erstes auch von Sun erstmal Mitteilungen fuer das Firmen-Image. Einigen
ist ja vielleicht bekannt, dass sich die Sun-Politik doch ein wenig geaendert
hat. Die Preise sind im Vergleich zu anderen kaum gefallen. Die Verbesserung
waren eher beilaeufig und heute sieht sich Sun Konkurrenz von Dec und HP
im Workstationbereich ausgesetzt. Noch kann sich aber Sun sehr gut
behaupten. Im 4. Quartal 1991 hat Sun einen Umsatz von 909,1 Mio US-Dollar
und einen Nettogewinn von 47,4 Mio US-Dollar einfahren. Das ist eine
Umsatzsteigerung von 20% im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Sun uebersieht
aber dabei nicht die Konkurrenz von Dec, HP und von Sparc-Clone-Herstellern.
Daher senkt Sun den Preis der SPARCstations ELC, IPC und IPX, sowie
SPARC 2 zwischen 10% und 16%. Die SPARCServer werden 26% billiger. Die 
Grafikgeraete werden um ein drittel guenstiger. 

Desweiteren gibt Sun bekannt, dass Sun und Cray Research bei der Software- 
und Hardwareentwicklung bei zukuenftigen SPARC-Systemen kooperieren wollen. 

Aucb bei Sun gibt es wenig neues bei der Produkpalette. Es gibt jetzt zwei 
neue Maschinen aus der IPX-Reihe und war mit 16'' Farb- und mit 
19'' Farbmonitor, mit 16 MB Ram und 424 MB Festplatte.
Im Softwarebereich kriegen die Kunden von Sun mit einen Supportvertrag
jetzt das Solaris 2.0 Migrations Kit auf CD.

Das war's dann aber auch schon von Sun. Also auch nicht so viel neues. Von 
der Sonnenfirma gibt es dann nur noch einige PR-Meldungen, wie z.B. die 
Schenkung eines SPARCServers an die russische Unix User Group um eine 
Anbindung an das europaeische E-Mail-Netz zu foerdern. Dabei wird auf dem 
SUUG/Relcom Network mit ca. 2000 Organisationen im Bereich der ehemaligen 
Warschauer Pakt Staaten aufgebaut. 


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