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Internet auf der CeBit


Dieses Jahr gab es zum ersten Mal auf der CeBit feste Leitungen zum
europaeischen und weltweiten Internetverbund. Fuer die Tage der CeBit
war von der Universitaet Dortmund die Domain .cebit91.de eingetragen
worden unter der u.A. Sun, Bintec, Garmshausen, Toshiba, SCO, netCS
und andere Firmen erreichbar waren.

Technisch wurde der Anschluss von einigen Firmen wie Sun und Bintec
ueber ISDN und die Bintec-Software geloesst. (Daraus schliesst der
geneigte Leser nun blind, dass die Bintec-Software nun auch fur Sun
erhaeltlich ist). Andere Firmen benutzten das Datex-P zur Teilnahme
an den IP-Diensten. Lustigerweise war der Internetanschluss via ISDN von
Toshiba auf einen 386sx-Laptop unter SCO Unix realisiert worden. An
diesen Rechner war prinzipiell niemand da. Die Routing Table hatte
ihren Defaulteintrag auf Unido und daher konnte jeder - wenn er ueberhaupt
auf die Idee kam mal ein telnet auszuprobieren - sich vom Toshibastand
durch die Welt schalten. Das nennen wir "Offene Netze". :-)

Ebenfalls am Internet - aber unabhaengig von den Anschluessen der Unido -
war die Uni Oldenburg. Mit einer im Auftrag von Telenorma geschriebenen
IP/ISDN Software wurde eine Internetverbindung zur heimischen Universitaet
aufgebaut und anschaulich der Einsatz von ISDN im Multimediabereich vor-
gefuehrt. Dazu - hoffentlich - mehr im Beitrag ueber Forschung&Entwicklung
auf der CeBit.

Das Postmasterteam des EUnet an der Uni Dortmund verteilte nun auch fleissig
die EUnet-Tarife fuer Mailboxen und Personengruppen. Bis dato waren diese
rein muendlich festgehalten worden und basierten eher auf ueberschlagenden
Rechnungen. Da aber immer haeufiger Anfragen von Privatpersonen kommen, war
schon laenger geplant Tarife festzuschreiben.

Unido hatte uns schon im Vorversion dieses Textes zugeschickt, wobei wir
aber keine eingebauten Latex-Interpreter im vi haben und daher den Inhalt
eher erraten haben, aber schon da war zu ersehen das sich zu den damals
ausgehandelten Tarifen einiges geaendert hat. Dementsprechend gab es schon
via Mail einige Kommentare und auf der CeBit wurde darueber nochmal mit
ap@unido und afs@unido geredet.

Aber erstmal zu den Tarifen. Die Preise fuer Universitaeten und Firmen
sehen bei der Unido fuer die UUCP-Dienste (Mail + News) folgenermassen
aus:
                70 DM/Monat             Grundgebuehr, int. Mail, europ. News
              + 35 DM/Monat             fuer 10 % News
          max. 275 DM/Monat             fuer 100% int. News

Dazu kommen Volumenkosten von 20Pf/KB fuer europaeischen und 45Pf/KB
fuer aussereuropaeischen Traffic. Fuer Internet zahlen solche Einrichtungen
1000 DM Grundgebuehr. Dann entfallen die Volumengebuehren, sowie koennen
weitere Dienste (telnet, ftp, irc, etc) genutzt werden. Firmen zahlen
fuer Internet 2000 DM. Als Schnupperangebot kostet Internet 500 DM, ist
aber dann auf einen Traffic von 20 MB/Monat beschraenkt. Jees Byte
mehr kostet Geld.

Fuer Privatpersonen sollte nun prinzipiell erstmal ebenfalls die Pauschale
gelten, sowie eine Abhaengigkeit von der Anzahl der Teilnehmer.
Im Ergebnis sieht das nun so aus:

Beispiel 1: Mailbox mit News
                30 Benutzer, 30% News, Domain, int. Mail, europ. News

                        News-Dienst/Grundgebuehr        175 DM
                        30 * 5 DM                       150 DM
                        monatlich macht das:            325 DM

Beispiel 2: Gruppenregelung
                15 Points, nur Mail
                        Grundgebuehr                     70 DM
                        15 * 5 DM                        75 DM
                        monatlich macht das:            145 DM

Beispiel 3: Mailbox mit InterEUnet-Diensten
                70 Benutzer normal, 17 Benutzer Internet
                        Grundgebuehr                   2000 DM
                        53 * 5 DM                       265 DM
                        17 * 20 DM                      340 DM
                        monatlich macht das:           2605 DM

In Beispiel 1 und 2 fallen zusaetzlich noch die volumenabhaengigen Kosten.
Die Regelung lautet also: Pauschale nach EUnet-Tarif + 5 DM fuer jeden
normalen Benutzer + 20 DM fuer jeden Internetbenutzer.

Eine Einschraenkung des Internet-Dienstes auf den direkt angeschlossenen
Rechner im Beispiel 3 ist wieder vom Tisch. Ueber ein solche Regelung koennen
auch andere Teilnehmer via X.25, ISDN, Standleitung, Ethernet oder Modem
(SLIP) am Internet teilnehmen.

Ueber eine - nun - von Benutzeranzahl abhaengigen Tarifierung kann mensch
geteilter Meinung sein. Bei mehr als 15 Points in einem Netz ist die
Regelung sicher guenstiger als die alte ausgehandelte Privatpersonenregelung.
Bei jeden weiteren Teilnehmer naehert sich es immer mehr den Kosten von
5 DM/Benutzer an. Fuer die Dienstleistung also sicher ein gutes Preis.

Natuerlich stoert, dass nicht einfach zwischen Mailbox und Point unterschieden
werden. Die Rechnung waere einfacher und auch anschaulicher. Allerdings gibt
es Argumente benutzerabhaengige Gebuehren einzufuehren, da Rechner mit
mehr Benutzern auch mehr bezahlen sollen. Allerdings wird dabei ausgegangen,
dass Mailboxen Kostendeckend arbeiten, was natuerlich an sich schon
unrealistisch ist. Auch war ein Grund fuer die guenstigeren Tarife, dass
viel Verwaltung in den Privatnetzen geschieht und Unido da entlastet
wird. Auch sind die Privatnetzte in der Praxis Ansprechpartner fuer Firmen.
Dort wird geholfen die ersten Links aufzuziehen und News zu installieren.
Nach erfolgreichen Tests werden diese Firmen dann zur Unido gescheucht.
Irgendwie scheinen diese Faktoren nicht mehr so stark in die Regelung
einzufliessen, was natuerlich ein wenig bedenklich ist.

Der Verwaltungsaufwand (Zaehlen der Benutzer) ist auf der anderen Seite so
unrealistisch, dass Benutzerzahlen als Berechnungsgrundlage schon aus
praktischen Gruenden wohl entfallen werdeb und es zu Verwendung von Richtwerten

kommt. So wie es ja schon immer in den teilnehmenden Netzen der Fall war.

Das Unido die Grundgebuehren nun in der Abrechnung drin haben will, ist auf
Grund der Gleichbehandlung mit anderen Teilnehmern verstaendlich. Zwar
verhindert dies kleinere Privatpersonengruppenregelungen (im folgenen PPGR
genannt), aber fuer 2-3 Leute bei der Unido eine Domain einzurichten ist
sowieso nicht sehr pragmatisch. In diesem Punkt sollte jeder Netzteilnehmer
einsehen, dass nun auch die Grundgebuehr umgelegt werden muss. Es ist
ja auch Moeglich das an einer Privatpersonenregelung mit einer Abbrechnungs-
stelle mehrere Domains zusammengefasst werden. Im Augenblick geschiekt das
z.B. bei .north.de, .hanse.de und .maus.de.

Durch die Aufhebung der Einschraenkung der Internetteilnahme wird auch nicht
die Entwicklung von SLIP-PD-Software und anderer IP-Software schon allein
aus praktischen Gruenden verhindert. Da die Internetteilnahme auch
deswegen seit Mitte Dezemeber 1990 ueberlegt und Ende des letzten Jahres
auf dem Congress in ein Workshop muendete, war uns dieser Punkt wichtig.

Problematisch halten wir auf jeden Fall die Grundgebuehr bei Internet. Da
ja nur bei nicht kommerzielle Mailboxen diese Regelung zur Anwendung kommt,
muss eine Mailbox weit aus mehr bezahlen als eine Universitaet mit einer
gleichen Anzahl von Teilnehmern. Dies entspricht eigentlich nicht dem
Gleichheitsgrundsatz. Schliesslich hat das EUnet nicht die Auflage durch
irgdendein Ministerium nur Forschungseinrichtungen anzuschliessen oder zu
bevorzugen.
Es bleibt der Beigeschmack, dass Unido ueber die hohen Internetkosten fuer
Privatpersonen und Mailboxen die Teilnehmerkreis im privaten Bereich stark
beschraenken will, weil die Kapazitaeten fuer das Internet und das ISDN in
Dortmund schon so gut wie erschoepft sind. Dann sollte dies aber so auch
deutlich gesagt werden, den das Nutzverhalten von Studenten an Universitaeten
unterscheidet sich nicht sonderlich von Mailboxbenutzern oder Privatpersonen
auf Points. Im Gegenteil: Privatpersonen zahlen dafuer, dass sie das Netz
nutzen. Studenten haben diese Moeglichkeit ueber ihr Studium. Die Privat-
personen werden also vermutlich das Netz nicht so gedankenlos verwenden.

Abschliessend ist aber zu sagen, dass durch die Festschreibung der Regelung
endgueltig die Teilnahme am Eunet und InterEunet ermoeglicht wird und das
auch das Postmasterteam das Potential in den Mailboxen und bei den Privat-
personen entdeckt hat und das die Freaks mehr Verstaendnis fuer die nicht
unerheblichen Probleme bei weltweiten Netzen und deren Administration
entwickeln.

Terra

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