Websalon

Ueber den Internet-Wuergshop.


Am 28.12 sollte es um 10 Uhr morgens einen Internet-Arbeitskreis geben.
Wegen mangelnder Wachheit ging es erst eine Stunde spaeter los.
Allerdings etwas unerfreulich fuer den Referenten, der bis fuenf Minuten
vor Beginn nicht gefunden war.

Anfaengern im Thema Internet sollte eigentlich erklaert werden, wie man
sich da einarbeitet, wie man rankommt ans Internet, was man damit
anfangen kann usw.

Zuerst ein paar Daten. Internet ist ein weltweites Datennetz mit
ca. 250000 angeschlossenen Rechnern und einer sehr unbestimmten Anzahl
von Nutzern. Schaetzungen gehen von 1 Mio Nutzern bis zu 10 Mio Nutzern
in 20 bis 30 Laendern.

Internet ist schwerpunktmaeszig ein Forschungsnetz, d.h. angeschlossen sind
Universitaeten, Forschungsinstitute und Forschungsabteilungen von Firmen.
Auf dem Netz wird die vom DARPA (Defense Advanced Research Project Agency des
DoD) seit Beginn der 70er Jahre staendig weiterentwickelte Protokollgruppe
TCP/IP (Internet Protokolle) verwendet. Die Funktion dieser Protokolle ist in
elektronisch verfuegbaren Text-Dateien frei verfuegbar, den sogenannten
Request for Comments (RFC).
Die Geschwindigkeit der Netze rangiert von 9.600 Bits pro Sekunde bis
in hoechste Hoehen, um die 50 MBit (Hyperchannel). Mittelfristig soll
bis in zehn Jahren in den USA (dem wichtigsten Teilnehmer im Internet)
ein Backbone mit Uebertragungsgeschwindigkeiten im Gigabit-Bereich zur
Verfuegung stehen.

Angebotene Dienste fuer den globalen Bereich sind derzeit remote login
(telnet), file transfer (FTP), Electronic Mail (SMTP), ein verteiltes
Directory (DNS, sowas wie ein Telefonbuch fuer Netzadressen), Verteiltes
Conferencing (News) und einige andere Dienste.
Fast alle Dienste im Inet beruhen darauf, dasz ein Rechner mit anderen
Rechnern Kontakt aufnimmt ueber eine Art "Datenrohr", in das der eine
Bytes reinschiebt und auf der anderen Seite wieder die selben Bytes in
der selben Reihenfolge rauskommen. Es gibt auch eine Art Daten-Roulette,
bei dem ein Rechner anderen Daten-Packete zuwirft und dann selber mit
dem anderen Rechner ein Verfahren finden musz, um sicherzugehen, dasz
der zumindest einige der Daten-Pakete auch auffaengt.

Wozu braucht man das Teil ? Wichtig ist Electronic Mail, die jeder
andere Art der Nachrichtenuebermittlung an Leute auf der anderen Seite
des Globus an Effizienz uebertrifft. Die amerikanische National
Science Foundation, die das Netz zum Teil finanziert, hofft, dasz
dadurch die Zusammenarbeit auch weit entfernter Standorte moeglich wird.
Ueber 1000 Archive stellen per anonymous ftp (eine Art Gastzugang zu
Software-Archiven) Gigabytes an frei kopierbarer Software zur
Verfuegung.
Ueber News man Kontakt zu ueber 1000 Newsgroups, in denen
ueber z.T. hochaktuelle Forschung v.a. im Computerbereich diskutiert
wird. Andere Fachrichtungen wie z.B. Geo-Fluid-Dynamiker oder die
Physiker fangen langsam an, das Netz ebenfalls als Medium zu verwenden.
Und all denen, die auf Auslandsreise sind, ist das Netz eine Verbindung
nach Hause, um z.B. seine electronic Mail von fast jeder Uni aus lesen zu
koennen.

Schoen, hoert sich brauchbar an. Wie kommt man ran ?
Die Informatik Rechnerbetriebsgruppe der Uni Dortmund betreibt fuer
die BRD das sogenannte EUnet (und InterEUnet). Dort (Tel. 0231/755-2444)
kann man sich an das Internet anschlieszen, bei Gebuehren von 500 bis
3000 DM pro Monat. Erwartet keine Dienstleistungswunder, die Kohle geht
fuer Telekom-Gebuehren drauf, nicht fuer HiWi-Gelder.
Als weiterer Anbieter ist die XLINK-Gruppe am Informatik-Fachbereich in
Karlsruhe zu nennen. Ansprechpartner dort ist A. Nipper.
Und dann waere da noch ein e.V. fuer den Betrieb eines Deutschen
Forschungsnetzes (DFN), mit Sitz in Berlin, Pariser Strasze. Wenn man
denen mit IP droht, ruecken sie vielleicht auch ein paar Infos raus.

Nun hat nicht aber jeder Freak gleich die ueblen KDM ueber, um sich nen
eigenen Link zuzulegen. Dann sollte er sich in die naechste Uni oder (in
BaWue) FH einzuschreiben, wo er, mit VIEL Glueck, u.U. auch irgendwann
in Kontakt mit dem Netz kommt. Selbiges liegt dort meist rum, wird aber
meist nur sehr beschraenkt genutzt. Warning: Uni und andere
Organisationen reagieren meist sehr sensibel auf Kontakte mit Leuten,
die an das Netz wollen, weil sie das Teil nicht so ganz ueberblicken.
Auch hier gilt: Ask Your local guru.

Wer sich nicht mit den Diensten, sondern mit der Technologie
beschaeftigen will, der kann das aber auch mit weniger Geld usw machen.
Das Packet KA9Q sowie andere SW fuer PCs, Amigas, Ataris etc. lassen
fast jedem die Moeglichkeit, sich mit den Protokollen zu beschaeftigen.
Hier einige Buchtips: The Matrix, John S.Quatermann, 2. Auflage, Digital
Press, ca. 120 DM, Computer Networks, Andrew Tanenbaum, 2nd Edition, ca.
70 DM, Prentice Hall, Internetworking with TCP/IP, Douglas Comer,
Prentice Hall, 2nd Edition, 1991, auch Prentice-Hall.

Nach der Einfuehrung ging es dann weiter mit einen kleinen Vortrag von
Trepex und Thw ueber die technische Realisierung, wenn mensch zufaellig
keine Standleitung in der Naehe hat.
Mit Hilfe eines Modems ist es moeglich am Internet teilzunehmen. Die
wesentlichen Dienste wie ftp, telnet und smtp (Mail) koennen mit Hilfe
von SLIP-Implementationen realisiert werden. SLIP steht hierbei fuer
Single-Line-Internet-Protokoll. Das bekannteste Beispiel dafuer ist KA9Q
welches urspruenglich fuer den Amateurfunkbereich entwickelt wurden
aber inzwischen, auch fuer Modem-, einfache RS232- und Midiverbindungen
geeignet ist. SOlche Implementationen gibt es fuer PC, Atari ST und Mac.
Vermutlich auch fuer Amiga und fuer Unix sowieso. SLIP ist gut geeignet
um erstmal mit IP "spielen" zu koennen. Da die Programme nicht in die
normalen Kommandoshells integriert werden, ist aber ein richtiger Internet-
betrieb nicht moeglich. Das macht sich besonders bei ftp und smtp
bemerkbar. Wenn die zu erreichende MS-DOS Schuessel gerade nicht das SLIP
Paket gestartet hat, ist der Rechner nicht erreichbar. Ist das SLIP Paket
gestartet, ist auf dem Rechner keine andere Anwendung mehr moeglich. Dazu
kommt eine sehr komplizierte Configuration und schlechte Benutzerfuehrung.
In Berlin wurde aber eine Weile mit einer SLIP Verbindung zwischen tmpmbx
und der TU Berlin gearbeitet, die auch recht stabil lief. Allerdings waren
dort 2 Unix Rechner untereinander verbunden. Eine Weiterentwicklung waere
sicher wuenschenswert. Erstmal verbesserte SLIP-Pakete, sowie die Moeglichkeit
auf Unixen einen Art SLIP-Account zur Verfuegung zu stellen. Im Augenblick
kann ein Slip direkt nur auf ein Modemport gelegt werden ohne das eine
Identifizierung des Anrufers geschieht. Ein technischer Anschluss als
weltweite Internet ist mit SLIP auch sehr schwer, weil erstmal eine
Gegenseite gefunden werden muss (vermutlich Uni) die einen Zugang ermoeglicht.

Eine andere Moeglichkeit fuer Internet ist ISDN. Auf dem Congress war eine
ISDN-Karte von Sotec in einen 386er Unix Rechner eingebaut. Dazu kam ein
Softwarepaket der Firma Bintec. Nach reichlich abenteuerlichen Konfigurationen,
die eigentlich ausser einen piependen Rechner und die Meldung
"Panic: kernel dumped" nicht viel Abwechslung brachte, kam ein rettender
Engel namens Marc der dabei half, der Unix zu sagen, dass sie via ISDN
eine Uni anrufen soll. Nach einigen versuchen klappte dies auch. ftp, telnet
und andere Dienste konnten verwendet werden.
Die Software ermoeglichte ein voellig transparentes Arbeiten. Egal welchen
Internet-Dienst mensch anwaehlte: Falls in einer bestimmten Datei stand,
dass via ISDN geroutet werden soll wurde automatisch eine Verbindung innerhalb
von 2-3 Sekunden aufgebaut. Dann war mit 64KBps zu arbeiten. Da z.B. bei
ftp (File Transfer) auch Daten gepackt wurden, bevor sie auf das Netz
gescheucht wurden, konnte eine effektive Uebertragungsrate von 13 KBps
erreicht werden. Das ist fast 4 mal soviel wie eine Universitaet mit einem
64KBps WiN-Anschluss erreichen kann. Dies liegt insbesondere daran, weil
bei ISDN eine bestimmte Bandbreite garantiert wird. Bei WiN muss sich das
gesamte Netz eine feste Bandbreite (von 50 GB) teilen. Mehr Teilnehmer
heisst dann eben auch weniger Bandbreite fuer den einzelnen. Der einzige
Grund den Universitaeten von ISDN/IP abhalten duerfte ist wohl die
Verfuegbarkeit. Ein kleines Reset auf dem ISDN oder eine besetze Gegenstelle
koennen eben bei WiN nicht vorkommen, obwohl ISDN praktisch guenstiger als
ein WiN Anschluss ist.
Eine solche ISDN Loesung steht aber eben auch Privatpersonen offen. Die mcshh
ist seit dem Congress via ISDN am Internet zu Testzwecken angeschlossen.
Die Firma Bintec hat auch bedacht, dass bei ISDN Zeitgebuehren anfallen. Falls
ein Benutzer beispielsweise mehr als 20 Sekunden kein Zeichen uebertragen hat,
wird die ISDN-Verbindung abgebaut. Die IP-Verbindung bleibt aber erstmal
bestehen. Der Benutzer wundert sich hoechstens drueber, dass wenn er wieder
eine Taste drueckt, dass die Antwortzeit so gross ist. Weiterhin kann es
z.B. bei ftp sein, dass wenn die ISDN-Software merkt das beide Basiskaenaele
von 64KBps frei sind, dass er die Daten ueber beide Kanaele uebertraegt, was
dann die Dauer der Uebertragung natuerlich halbiert (nicht aber die Kosten!).
Dazu kommt ein gutes Accounting um Kosten umzulegen und die Moeglichkeit
das die Gegenseite ein Reversecharge Anruf taetigen kann. Auf die Art
kann mensch nicht nur selbst am Internet teilnehmen sondern ist auch
Internetmaessig erreichbar.
Ein Hindernis sind sicher die hohen Kosten bei den Netzbetreibern wie
DFN, Unido oder Uni Karlsruhe mit ca. 1000 DM/Monat. Aber es hat sich
damals auch bei UUCP eine Loesung finden lassen, warum nicht auch bei
Internet. Als erstes sollte vielleicht in Angriff genommen werden ein
Backbonenetz von Internetsites via ISDN aufzubauen. Die Backbones
koennten dann Modemports mit SLIP zur Verfuegung stellen um den
normalen Anwendern ueber diese die Moeglichkeit zur Teilnahme zu
geben. Natuerlich muesste dafuer auch einiges auf den Backbones und
besonders bei den Personal Computern geschrieben werden. Aber bei UUCP
hat das damals ja auch geklappt. Ein solches "freie" Internet koennte
erstmal Deutschlandweit funktionieren. Dann sieht mensch weiter wie
es mit einer internationalen Anbindung klappen koennte.

Wer noch weitere Fragen hat, wende sich an die o.g. oder an pi at
complx.stgt.sub.org.

Pi, Terra
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