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Informations- und Kommunikationstechnik -

             der entscheidende Wirtschaftsfaktor fuer Europa
 
Schlosstag 1990 der GMD
 
Im Europa von morgen werden Informationstechnik und Telekommunikation eine 
lebenswichtige Rolle uebernehmen, und dies nicht nur im Hinblick auf gemeinsame 
forschungspolitische Anstrengungen, sondern auch als entscheidende technische 
Infrastruktur des zukuenftigen Europas. Das erklaerte der Abteilungsleiter in
der Generaldirektion XIII der Kommission der Europaeischen Gemeinschaften,
Prof. Dr. Jean Siotis, in einem Festvortrag auf dem Schlosstag 1990 der 
Gesellschaft fuer Mathematik und Datenverarbeitung mbH (GMD) am 24. September 
in Sankt Augustin bei Bonn.  
Siotis wies darauf hin, dass die Elektronik, insgesamt gesehen, im Begriff 
ist, bis zum Ende des Jahrhunderts der bedeutendste Wirtschaftszweig der Welt 
zu werden. Von besonderem Einfluss auf die Wettbewerbsfaehigkeit einer 
modernen Volkswirtschaft ist in diesem Zusammenhang die Informations- und 
Kommunikationstechnik. In den Anfaengen der Europaeischen Gemeinschaft, so
Siotis, sei dies nicht voraussehbar gewesen, in den achtziger Jahren haetten 
die Europaeer aber diese Herausforderung angenommen. Ueber Grenzen hinweg
haben die Europaeer mit einer intensiven Zusammenarbeit auf dem Gebiet der
Hochtechnologie begonnen und ihre Aktivitaeten in den zurueckliegenden Jahren
kann den Zielen des fuer 1993 geplanten Europaeischen Binnenmarktes orientiert.
 
Um die Rolle Europas in der Informations- und Kommmunikationstechnologie ging 
es auch in den drei Vortraegen der Direktoren der ERCIM-Partnereinrichtungen. 
ERCIM, das "European Research Consortium for Informatics and Mathematics" war 
im November 1988 in Amsterdam von den Direktoren der drei nationalen 
Informatik-Forschungseinrichtungen der Niederlande, Frankreichs und der Bundes-
republik Deutschland gegruendet worden: fuer die Niederlande steht das
Centrum voor Wiskunde en Informatica (CWI) in Amsterdam, fuer Frankreich das 
Institut National de Recherche en Informatique et en Automatique (INRIA) in 
Rocquencourt bei Paris und fuer die Bundesrepublik Deutschland die Gesell-
schaft fuer Mathematik und Datenverarbeitung mbH in Sankt Augustin bei Bonn. 
Im Jahr 1990 wurde das Rutherford Appleton Laboratory (RAL) in Chilton, 
Grossbritannien, in diese Gruppe der europaeischen Informatik-Institutionen 
aufgenommen.

Die gemeinsamen Forschungsinteressen der ERCIM-Partner standen daher auch im 
Mittelpunkt der Vortraege, die von den Direktoren der nationalen Informatik-
Institutionen gehalten wurden. Prof. Dr. Alain Bensoussan, Praesident von 
INRIA, befasste sich in seinem Vortrag mit der Bedeutung von Forschungs-
strategien der nationalen Informatik-Institutionen fuer Europa. Vor dem 
Hintergrund des Wettbewerbs zwischen den USA, Japan und Europa eroerterte er 
die Chancen nationaler europaeischer Forschungszentren. Prof. Dr. Cor Baayen, 
wissenschaftlicher Direktor des CWI, diskutierte vor den Schlosstagsgaesten als
Beispiel aus der Forschungsarbeit die Bedeutung der Parallelverarbeitung in 
der Computertechnik fuer die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Informations-
technik in Europa.  
Prof. Dr. Gerhard Seegmueller, Vorstandsvorsitzender der GMD, zeichnete
schliesslich die Vision verbesserter Zukunftschancen, die sich aus einer 
europaeischen Informatik-Forschung ergeben koennten.
 
Die vier ERCIM-Partner stellen mit rund 2400 Mitarbeitern, davon 1800 
Wissenschaftlern, und einem Gesamtbudget von 130 Millionen ECU jaehrlich ein 
bedeutendes Forschungspotential auf dem Gebiet der Informatik und der Mathe-
matik fuer Europa dar. Eine intensive Zusammenarbeit auf europaeischer Basis, 
nicht zuletzt im Hinblick auf den fuer 1993 geplanten Europaeischen Binnen-
markt, kann dazu beitragen, die Effizienz der einzelnen Forschungsarbeiten
zu erhoehen und die Qualitaet der Forschungsergebnisse zu verbessern. Auf
diese Weise hat Europa die Chance, in dieser zukunftsentscheidenden Schluessel-
technologie ein ernstzunehmendes Gegengewicht zu den marktbeherrschenden
Nationen Japan und USA darzustellen.
 
Auf einer Reihe von Gebieten hat sich in den vergangenen Jahren eine 
fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den ERCIM-Partnern entwickelt. Von grosser 
Bedeutung sind dabei zunaechst gemeinsame wissenschaftliche Arbeitstagungen. 
In der Regel zweimal jaehrlich tauschen die Wissenschaftler der Partnerein-
richtungen auf verschiedenen Arbeitstagungen aktuelle Forschungsergebnisse 
aus, um eine gemeinsame Basis fuer die kuenftige Zusammenarbeit zu legen.
Auf den seit 1988 durchgefuehrten fuenf Tagungen wurden unter anderem
Themen wie Mensch-Maschine-Kommunikation, Supercomputer, Parallelrechner, 
Datensicherheit, grafische Datenverarbeitung und multi-medialer Einsatz der 
Datenverarbeitung durchgefuehrt. Die naechste Tagung wird im November in 
Amsterdam stattfinden.
 
Ein Stipendienprogramm, das die ERCIM-Partner ausschreiben, wird es jungen 
Nachwuchswissenschaftlern ermoeglichen, an Forschungsaufgaben in den 
Partnereinrichtungen mitzuarbeiten. Auf diese Weise erhalten sie neue
Impulse, das Niveau ihrer Ausbildung zu vervollkommnen, gleichzeitig kommen 
sie mit aktuellen Problemen an der Front der Informatik-Forschung in 
Beruehrung.
 
Ein Ausbildungsprogramm wird dazu beitragen, dass in den ERCIM-Partner-
institutionen erarbeitete Forschungsergebnisse so umfassend und so schnell wie 
moeglich an Wissenschaftler in anderen Einrichtungen weitergegeben werden, 
beispielsweise an Forschungsinstitute der Universitaeten oder der Industrie.
Der zuegige Transfer des Wissens ueber neue Forschungsergebnisse, ueber 
bessere Softwarewerkzeuge und Softwaretechniken oder ueber die Entwicklung 
benutzerfreundlicher Systeme und ueber neue Anwendungsmoeglichkeiten soll
die europaeischen Informatiker in die Lage versetzen, mit der weltweiten 
Entwicklung auf diesem stuermisch voranschreitenden Gebiet besser Schritt zu 
halten.
 
Schliesslich sollen Strategien fuer gemeinsame Projekte die europaeische 
Informatik-Forschung voranbringen. Seit Jahren arbeiten die ERCIM-Partner 
bereits in europaeischen Forschungsprogrammen, wie ESPRIT oder RACE, mit, 
teils als Einzeleinrichtung, teils in Partnerschaft mit anderen ERCIM-
Institutionen, zum Teil auch als Partner von Industrie und Wissenschaft in 
Europa. Kuenftig werden sich die ERCIM-Partner darum bemuehen, verstaerkt
gemeinsame europaeische Forschungsprojekte durchzufuehren. Vorschlaege fuer
diese Forschungsvorhaben werden zur Zeit von den Wissenschaftlern der 
ERCIM-Partner erarbeitet.
 
Neben der Vortragsveranstaltung hatten die Schlosstagsgaeste auch Gelegenheit 
zu Werkstattbesichtigungen. In den Instituten praesentierten GMD-
Wissenschaftler Beispiele aus der aktuellen Forschungs- und Entwicklungs-
arbeit. Auf dem Programm standen Themen wie beispielsweise sichere verteilte 
Rechnersysteme, die numerische Simulation physikalischer Prozesse auf 
Parallelrechnern wie SUPRENUM und Connection Machine, aktive integrierte 
Publikationssysteme, das Integrieren und Loesen von Differentialgleichungen mit
Computer-Algebra, Zukunftsperspektiven der Betriebssystemforschung, die 
Architektur moderner Software-Entwicklungssysteme, innovative Parallelrechner, 
die Unterstuetzung der Bueroarbeit in der Justiz oder in einem Buergeramt von 
Staedten und Gemeinden, Entwurf und Test hochintegrierter Schaltungen und
das GMD-Leitvorhaben Assistenz-Computer.

Nachricht aus WIJO. Sender: GMD Pressestelle
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