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Romanze im FKC


Es war einmal - zur Zeit t=0 - ein armer, jedoch
rechtschaffener Dipol. Genannt wurde er Eddy Wirbelstrom,
und er lebte voellig isoliert in einem bescheidenem,
moeblierten Hohlraum im Dielektrikum. Im stillen liebte
er Ionchen, die induktivste im Kreise und Tochter der
einflussreichen Eemkas. Ihre kupfernen Windungen, ihr
remanenter Ferritkoerper, ihre symmetrischen Netz-
integrale und nicht zuletzt ihre so ueberaus harmonischen
Oberwellen beschwingten selbst die Suszeptibilitaet
ausgedienter Leydener Flaschen was viel heissen will.

Ionchen Vater Cosinus-Phie, ein reicher Magnet und Leisstungs-
faktor, hatte grose Plaene mit ihr. Nur einer wirklichen
Kapazitaet mit ausgepraegetem Nennwert sollte sich sein
Ionchen anschliessen. Doch wie es im Leben oefter kommt ...

Als Ionchen - zur Zeit t=t1 - mit einem Picofahrrad vom
Schoenheitssalon heimkehrte, wo man gerade die hochmoderne
Sinus-Stehwelle angelegt hatte, geriet ihr ein Saegezahn
in die Filterkette.

Eddy Wirbelstrom, der diese Gegend periodisch frequentierte,
schaltete sich augenblicklich ein und kam durch geistesgegen-
waertiges Abfangen ihrer Kippschwingungen erstmalig mit Ionchen
in direkten Kontakt. Mehr war sie fuer ihn als nur ein kleiner
Schaekel| Und Ionchen - nun, sie verhielt sich wieder Erwarten
umgekehrt proportional zu Vater Cosi's Schaltplaenen. Das Schul-
beispiel gegenseitiger Polarisation P kam hier einmal wieder
demonstrativ zum Ausdruck.

Kaum konnte es dem Zufall Z1 zuzuschreiben sein, dass sie sich
am naechsten Abend zu der Zeit t=t2 in einer aperiodischen
Dissipationsfunktion trafen. Nach vereinzelten Oszilationen
im Rhytmus einer Nummer `n` von `Mo-Mentum und seinen Stimm-
gabeln`, einer besonders leisstungsfaehigen Molekuel-Band,
entwichen Ionchen der Ueberwachung ihrer Zeitkons-Tante LR
und fand sich kurz darauf mit Eddy im anliegenden Streufeld
wieder.

"Jetzt oder nie= sagte sich der junge Dipol, als sie an der
Wheatstone-Bruecke angekommen waren. Seine Mikrosekunde war
gekommen. Voller Erwartung blickte er auf den Inuktionsfluss
hinab, der unter ihnen laminar dahinstroemte. Der magnetische
Wind rauschte leise in den umliegenden Gradientenfeldern, hin
und wieder rieb sich ein abgeknickter Hyperbelast knarrend an
seiner Asymtote, in der Ferne klang das klagende Lied einer
Drossel-spule.Sonst drang kein Laut durch die Stille, da die
Fourier- Koeffizienten bereits alle vewrschwunden waren.

Da sah Eddy ploetzlich unter der Wheastone-Bruecke eine alte
MAtrix hervorgeschwommen kommen, unmittelbar gefolgt von ihrer
Determinante. ihre Eigenwerte kaempften noch verzweifelt um
einen Platz auf ihr, aber einer nach dem anderen ging in den
tueckischen Senken rundherum unter. Eddy, dessen Gedanken
mittlerweile schon sehr ins imaginaere abdifundiert waren,
wurde durch dieses Ereignis wieder auf die reelle Achse
zurueckversetzt. Nur ein einsamer Modulationsbrummer
unterbrach noch einmal die Stille, leise rauschte noch
eine Roehre mit +-5 dB, als er Ionchen beschwor: "Beim
Gauss| Ionchen, deine lose Rueckkoplung hatt es mir
angetan|" Dann verliessen sie fuer einige Zeit das
Raum-Zeit-Kontinuum :

Feurige hr-Schwaerme brachen aus Eddys Augen hervor, die
Ionchen weitere Huellen-Elektronen zu rauben drohten und
sie muste schon alle Coulomb-Kraefte zusammennehmen, um
Eddys Influenzwirkungen nicht ganz zu erliegen. "Oh Eddy",
hauchte sie, "deine schrittweise Aproximation hat mich in
einen metastabilen Zustand versetzt. Dein bin ich und will
es sein bis t= @ ("unendlich", sorry d.Setz.), mit Kern und
Elektronenwolken und allen Potentialtoepfen bin ich dein|".
Ihr Spin und Eddys Rotationsvektor stellten sich mit nur schwach
hoerbarem Knacken parallel, ihre Gestalten schmiegten sich in
oskulierender Weise immer mehr aneinander, mit leisem Knistern
fiel ein Hoehenstrahlschauer herab und huellte sie ein, wie
inm eine Wolke kristalienen Wasserstoff-Dioxyds, indessen sie
ihren beiderseitigen Hauptnenner gefunden hatten - und siehe da :
sie hoben sich gegenseitig weg.

Von dem gluecklichen Paar kann noch gesagt werden, dass es in
harmonischer Oszilation gerade noch zur Zeit t=t3 voll ausgesteuert
die Endstufen erreichte, was heutzutage etwas heissen will. Auf der
Hoehe h schworen sie sich ewige Hi-Fivor weiten Teilen des Kreises.
Wie glaenzte da das magnetische Auge, wie schlug den Luesterklem-
men das Herz hoeher| Ein Instrument vergoss sogar Traenen vor
Freude, es war naehmlich ein Weicheiseninstrument, und eine
wichtige Madenschraube hatte sich endlich vollends aufgeloest.
Die Tiefpaesse stimmten einen hochohmigen Gesang an, wie Lerchen-
getriller fielen die Klirrfaktoren mit ein, und ein behaebiger
Transformator summte den cantus firmus. Eddy aber umwirbelte Ionchen
mit v=10Mhz, und wenn sie inzwischen niocht unelastisch gedaempft
worden sind, dann rotiren sie noch heute|


Autor: Ottmar Abendstern,erw. von Karl Kromphart
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