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Arbeitsgruppe Info-Server Koordination


Leitung: Chris Schmidt, Unido

Diese Arbeitsgruppe fand Freitag nachmittags statt, was den Vorteil
hatte, dasz ich den Anfang nicht verschlief...

Wie dem Titel dieser Arbeitsgruppe zu entnehmen, sollte es eigentlich
um die Koordination der Infoserver gehen. Dies erwies sich als
schwierig. Eine groeszere Anzahl an Leuten war in diesen Workshop
gekommen, um zu erfahren, was das eigentlich ist und der Rest
war sich dessen sicher und wollte mal Tacheles reden ueber so
gewisse Dinge. So will ich erst einmal die erste Gruppe beruhigen
und erklaeren


Was sind Info-Server ?
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In den weltweiten Computernetzen sammelten sich seit ihrem Bestehen
vielerlei Daten an. Beruechtigt sind die Software-Archive der Unix-Freaks,
in denen sich praktisch fuer jedes Problem eine Loesung findet.
Geruechten zufolge soll es sogar Loesungen geben, wozu man das Problem
noch gar nicht gefunden hat :).

Archive enthalten z.B. Software-Packete, Dokumentation zu Netzen,
Software-Dokumentation, die gesammelte Diskussion aus einer News-
group des USENet (z.B. telecom-archives) oder sie sind nach
bestimmten Themen organisiert. Beispielhaft ist z.B. der Kermit-
Server in New York, der die neuesten Kermit-Versionen fuer alle
Rechnertypen, fuer die es ueberhaupt Kermit gibt, zur Verfuegung
hat. (Fuer Unbedarfte und DFN-Mitglieder: kermit ist ein
Programm fuer Dialogbetrieb und Filetransfer ueber serielle
Leitungen).

Diese Datensammlungen werden in verschiedensten Formen zur Ver-
fuegung gestellt.


MAILSERVER:
Manche Info-Server (vor allem auf dem Bitnet) erreicht man ueber
Mails an besondere Accounts, die von automatischen Programmen
ausgewertet werden und als Antwort darauf z.B. das Inhaltsverzeichnis
der gespeicherten Software zuruecksenden (ebenfalls per Mail). Sie
koennen natuerlich auch dort gespeicherte Software oder andere
Informationen senden.

Beispiele fuer Mailserver sind z.B.
info-server@unido.{UUCP|informatik.uni-dortmund.de}
TRICKLE@DTUZDV1.BITNET
LISTSERV@{any major Bitnet-Node}

Reagieren tun diese Server meist auf Mails mit dem Inhalt "help"
und versuchen sich dann dem ahnungslosen User zu erklaeren...


UUCPSERVER:
Andere Server (hauptsaechlich in den USA) werden ueber das UUCP-
Protokoll angesprochen. Man waehlt mit seinem Rechner eine bestimmte
Telefonnummer und es meldet sich dort ein UUCICO, das Programm fuer
den File-Transfer des UUCP. Der angerufene Rechner hat in seiner
Directory /usr/spool/uucppublic Files gelagert, die man sich nun
mit einem Unix-to-Unix-CoPy-Befehl (uucp, daher der Name) holen
kann.

Beispiele sind z.B.:
Gold.stgt.sub.org           +49 711 776494
Unido                       <soon to come>
smurf.ira.uka.de            +49 721 ?  Tja, ich finde gerade die Nummer
                                       nicht mehr (in meinem Archiv)


ANONYMOUS-FTP-SERVER:
Wer Zugang zum Internet hat, kennt mit einiger Wahrscheinlichkeit
die Schatzkammern dieses Netzes, in dem man wieder zum Jaeger und
Sammler wird. Dies sind die sogenannten Ano-Ftp-Server. FTP ist
das File Transfer Programm des Internet. Und auf ca. 800 Rechnern
weltweit haben freundliche Menschen es ermoeglicht, dasz man sich
mit ftp von dort Software runterziehen kann. Dazu ruft man auf
dem lokalen Rechner das Programm ftp auf und gibt den Zielrechner
an. Der fragt einen dann nach der User-ID. Diese musz nun 
"anonymous" (oder als Abkuerzung "ftp") lauten. Man wird nach
dem Passwort gefragt, wo man zur Klaerung seiner ID seine
EMail-Adresse hinterlassen sollte. Es wird jeder Text-String
aktzeptiert, die EMail-Adresse ist eine hoeffliche Geste dem
Betreiber des Server gegenueber.
Ein umfassendes Kompendium aller weltweit verfuegbarer ano-ftp-
server ist die sg. ano-ftp-Liste, die (ca. 1800 Zeilen lang)
in den Newsgroups comp.misc und alt.sources regelmaeszig gepostet
wird. Zur Einstimmung hier einige Adressen in Deutschland:

attis.rz.uni-konstanz.de           134.34.1.2      ftp-list nameserver slip snmp
faui45.informatik.uni-erlangen.de  131.188.1.45    NeWS X11 amiga atari faces
 faui45.informatik.uni-erlangen.de 131.188.34.45   games gnu hp28 irc iso lisp
ifigw.informatik.uni-stuttgart.de  129.69.211.1    unknown
iraun1.ira.uka.de                  129.13.10.90    GNU X11 comp.sources.unix
 iraun1.ira.uka.de                                 msdos mac rfc scheme snmp sun
rusmv1.rus.uni-stuttgart.de        129.69.1.12     RFCs, X11, atari, amiga,
 rusmv1.rus.uni-stuttgart.de                       msdos, unix, mathematics
 rusmv1.rus.uni-stuttgart.de                       (Fortran)
rusmv8.rus.uni-stuttgart.de        129.69.1.9      unknown
sun1.ruf.uni-freiburg.de           132.230.1.1     unknown
unido.informatik.uni-dortmund.de   129.217.64.60   unknown
uvax.rrz.uni-koeln.de              134.95.130.211  unknown

Es gibt noch mehr, die in keiner Liste bisher auftauchen. Dies ist
dann der Punkt, wo die Jaeger- und Sammler-Leidenschaften des Urmenschen
wieder erwachen, in etwas modernerem Gewande...


INTERAKTIVE SERVER:
Der Infoserver der Uni Stuttgart hat eine besondere Eigenschaft. Man
kann sich in das System ueber das Internet mit dem Befehl telnet oder
von DECNet aus mit set host einloggen und alles anschauen,
bevor man sich etwas in einem evt. langwierigen Prozess runterzieht
und dann bedauernd feststellt, dasz es gar nicht das war, was man
suchte. Zusaetlich ist dieses System ueber Pattex (45050367111)
erreichbar. Eine kleine Unpaszlichkeit ist derzeit noch die limitierte
User-Lizenz, so dasz maximal 8 Leute gleichzeitig online sein koennen.
Zum Einloggen: Username softserv oder infoserv, password guest.
Es gibt im Datex-Netz noch weitere Interaktive Server, so z.B.
das Info-Sys des DFN (45050130015, UID infosys).
Fuer die Suche in groeszeren Datenbestaenden wird diese Methode des
Zugangs zu Archiven wohl in naechster Zeit weitere Freunde finden.


TAPESERVER:
Dieser geheimnisumwitterte Mechanismus besteht in einem Hiwi, der
Software und andere Files einer Platte durch Transfer auf ein
Tape transferiert (Format relativ problematisch) und dieses
dann der GANZ NORMALEN SNAIL-MAIL anvertraut. Er wird durch
Paper-Mail aktiviert, bei der meist ein gewisser finanzieller Ersatz fuer
die Tape-Beschaffungskosten enthalten ist.

Beispiele sind:
EUNet Info Service
FB Informatik
Universitaet Dortmund
Hier werden die Software-Sammlungen der Unido auf Tape gegossen.
Da das ueber 600 MB sind, empfiehlt sich ein relativ genauer Wunschzettel.
Tape-Formate sind 1600 bpi, 6250 bpi, Streamer QIC 11/24

Free Software Foundation
675 Massach Avenue
Cambrige, MA 02139
USA
Hier gibts die legaendere GNU-Software in neuester und unverpfuschter
Version. Es gibt mehrere Formate. Fraglich ist, ob so ein Tape
auch zurueckkommt. Denn in den USA ist der Export der DES-Routinen
wohl immer noch rechtlichen Problemen unterworfen (ja ?).

DECUS
Adresse ???
Das DECUS-Tape enthaelt viel Software fuer VAX/VMS, erhaeltlich
bei der DEC User Society, Sitz ist in Muenchen.

SUN Tape
Adresse ???
S. DECUS-Tape, allerdings fuer SUN Rechner. Der Sitz ist mir
unbekannt.


SPEZIAL-SERVER:
Im Internet und anderen Netzen gibt es sicher noch viele Arten dieser
Dienste, wie z.B. einen Earth-Quake-Service an der U of Wash.. Wenn
man finger quake@geophys.washington.edu macht (im Internet), dann
bekommt man eine Liste der letzten Erdbeben...



Damit ist geklaert, was ein Info-Server eigentlich macht.

Der ahnungslose Teil der Nutzer ist zufrieden und faengt wild an,
loszumailen.

Der erfahrene User harrt der Dinge, die da versprochen waren,
insbesonders der Koordination. Und die fehlt wohl in der Tat
doch noch...


Koordination der Info-Server
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Nun gibt es also weltweit hunderte wenn nicht tausende von
irgendwie betriebenen Archiven, teils hochoffiziell, teils
als Nacht-Schicht fuer Workstations in Bueros. Und dennoch
gibt es noch keine Konzepte fuer eine wie auch immer gear-
tete Koordination der Archive. Das heiszt, nein ! In einem
kleinen Dorf, umgeben von den vier roemischen Garnisionen...

Doch der Reihe nach ! Vor einigen Monaten kam im EUNet die
Idee auf, einen verteilten Info-Server zu installieren.
Versuche mit einer Software, die dies tun sollte, mueszen
als gescheitert betrachtet werden.
Und so kam auf dem Backbone-Meeting des EUNet in Breukelen
in der Naehe von Amsterdam zwei Wochen vor diesem Workshop
der Plan auf, eine zentrale Koordinationsstelle fuer den
Aufbau eines europaweiten verteilten Archives zu installieren
und diese mit 25000 Ecu auszustatten.
Der Beginn ist fuer den 01.09.90 vorgesehen, auf dem EUUG-Meeting
in Nizza Ende Oktober soll ein ent- und ansprechendes Konzept
vorgestellt werden.

Stichpunkte, die von der EUUG fuer so eine Archive-Idee gewuenscht
werden, sind z.B.
- Erreichbar mit mail, ftp, evt. UUCP
  Mail ist wichtig wg. der vielen kommerziellen EUNet-Nutzer, die
  keinen Zugang per ftp haben und auch keine News bekommen.
- Verteilt
- Europaweit einheitlicher Zugang

Daniel Karrenberg (dfk@mcsun.eu.net) sammelt Vorschlaege. Die
gesamte Usergemeinde ist aufgefordert, Vorschlaege einzubringen, damit
keine Interessen unberuecksichtigt bleiben.

Freiwillige, die bestimmte Softwarepakete betreuen wollen, werden
praktisch schon jetzt gesucht. Die Betreuung umfaszt solche Dinge
wie Test-Compilation und Installation auf verschiedenen HW-Plattformen,
Versionskontrolle, Update, Erstellen von Info-Texten, Bug-Report-
Sammlung etc.

Und als Einstimmung in diese Problematik ist zu sagen, dasz fachlich
vorbelastete Kreise es als DAS Kernproblem moderner verteilter
Workstation-Environments betrachten: Was bringt ein geiler Rechner
auf dem Schreibtisch, wenn man die Haelfte seiner Arbeitszeit
damit verbringt, neue Software zu installieren und alte upzudaten ?
Groszrechner haben halt den Vorteil, dasz sich jemand um die
Software kuemmert und man das nicht selber machen musz...


Eigentlich wollte ich ja hier noch einige Vorschlaege, die im Zusammen-
hang mit dieser Problematik letztes Jahr gepostet wurden, zusammen-
fassen und erklaeren, aber angesichts des Zeitlimits fuer das
Erscheinen der Chalisti...

Anm. der Redaktion
Jetzt kriegen wir die Schuld ... aber das waere ja auch ein Titel fuer
die naechste Chalisti, die ja schon in 4 Wochen erscheint. Auf dem
diesjaehrigen Chaos Communication Congress '90 soll es ja auch ein 
Arbeitskreis zu dem Thema dezentrale Datenbanken geben. Vielleicht 
haben ja auch andere paar gute Ideen zu dem Thema und daher ist es 
vielleicht garnicht so schlecht, dass erst in 4 Wochen die ersten 
Vorschlaege dazu veroeffentlich werden.

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