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Der Internet Relay Chat


Das Internet ist das weltgroeszte Computernetz. Man findet darauf ca.
120000 Rechner, die zum groeszten Teil ueber Standleitungen miteinander
verbunden sind.
Speziell fuer dieses Netz wurde eine Software geschrieben, die ein ver-
teiltes Chatsystem realisiert, den Internet Relay Chat. (Anm. der 
Redaktion: die Relays wie z.B. RELAY@DEARN auf dem EARN/Bitnet 
funktionieren praktisch genauso)


Wie verwendet man IRC ?
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Der IRC besteht aus zwei Teilen, dem Benutzerinterface irc und dem
Steuerprogramm im Hintergrund, ircd. Der User ruft das Programm irc auf.
Dies ist eine terminalorientierte Benutzeroberflaeche, die ungefaehr
so aussieht wie der emacs, d.h. mit einer Kommando-
zeile als unterste Zeile im Fenster und einer Statuszeile direkt darueber.
In der Kommandozeile koennen Kommandos eingegeben werden, die mit einem
definierten Zeichen beginnen (default "/") oder es kann auch nur einfach
Text eingegeben werden. Dieser Text wird in dem Fall ausgesendet.

Der irc verwendet wie die meisten Chat-Systeme Kanaele, d.h. man redet
zu jeder Zeit nur mit den Usern auf einem Kanal, nicht mit allen, die
den IRC gerade nutzen. Man wechselt mit dem Befehl /chan <channr> auf
einen Kanal. Kanalnummern von -2^32-1 bis +2^32 sind moeglich, es gibt
aber Unterschiede in der Funktion der Kanaele.
- Auf Kanal 0 ist jeder Teilnehmer nach Start des Programms. Er kann
  dort aber nur private Gespraeche mit anderen Teilnehmern fuehren,
  nicht aber in den Kanal 0 reinschreiben.
- Kanaele 1-9 sind oeffentliche Kanaele, die Anzahl der User auf diesen ist
  unbeschraenkt.
- Kanaele 10-999 sind auch oeffentlich, aber es koennen sich maximal 10 Leute
  auf diese Kanaelen einschalten.
- Kanaele 1000-2^32 sind privat (secret), d.h. die Teilnehmer auf diesen
  Kanaelen koennen (wie bei denen auf den von 1-999) durch den Befehl /who
  angezeigt werden, doch die Nummer des Kanals, auf dem sich der Teilnehmer
  befindet, wird nicht angezeigt.
- Alle Teilnehmer auf negativen Kanaelen werden nicht angezeigt (hidden).

Wenn allerdings der /who-Befehl angewandt wird, wenn man sich in einem
privaten Kanal aufhaelt, dann sieht man natuerlich alle Teilnehmer auf
diesem Kanal.

Damit kanns eigentlich schon losgehen. Denn wo was abgeht, sieht man ja
an der Anzahl der Leute in den verschiedenen Kanaelen durch den /who-
Befehl. Wenn man es allerdings uebersichtlicher haben moechte, gibt es
den /list-Befehl, der die derzeitigen Kanaele anzeigt. Dabei erscheint
dann auch das Thema (Topic) der Kanaele. Die Themen koennen von jedem,
der sich auf dem Kanal aufhaelt, gesetzt werden.

Fuer das Training on the Job empfiehlt sich das /help-Kommando. Es er-
scheint eine Liste von moeglichen Kommandos. Deren Funktion bekommt
man meist schon durch Probieren raus. Wem das nicht hilft, der verwende
/help <command>.


Wie kommt man an IRC ran ?
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Das ist meist ein nicht zu unterschaetzendes Problem. Vorhanden sein
sollte ein Rechner, der die TCP/IP-Protokolle berherrscht (kann fast
jeder Unix-Rechner). Des weiteren sollte der mit dem weltweiten Internet
verbunden sein (Internet verbindet ca. 120.000 Rechnern weltweit).
Solche Moeglichkeiten findet man an den Universitaeten Baden-Wuerttem-
Bergs und anderer Bundeslaender wie Bayern und NRW.

Dann sollte man sich den Programmcode des IRC von einem der ano-ftp-server
wie der sun1.ruf.uni-freiburg.de (132.230.1.1) oder
fauni45.informatik.uni-erlangen.de (131.188.1.45) abholen und auf seinem
Rechner auspacken. Jetzt ist man immerhin soweit, sich die Orginal-
Dokumentation zum IRC durchlesen zu koennen, meist recht sinnvoll...

In den meisten Faelle wird man darauf verzichten, einen IRC-Server den
weltweit ca. 100 Servern hinzuzufuegen sondern wird sich umschauen, wo
man sich denn mit einem Client dranhaengen kann. Denn fuer die Ein-
richtung eines Servers benoetigt man root-Privilegien und die sind,
wenn auch einfach zu bekommen, meist nur schwer zu erhalten. Nur in
den seltenen Faellen, dasz der Verwalter eines Rechners diesen Service
unterstuetzt oder man selber der Verwalter des Systems ist und weit
und breit kein anderer Server zur Verfuegung steht, lohnt sich der
administrative Aufwand.
Einen IRC-Client allerdings kann man auch ohne jedes Privileg verwenden
und erstellen, WENN, ja wenn ein freundlicher Server bereit ist,
Verbindungsanfragen positiv zu bescheiden.
In der BRDigung empfiehlt sich dazu noc.belwue.de (129.143.2.1) oder
jener des Leipniz-Rechenzentrums Munich. Die Uni Erlangen ermoeglicht
meines Wissens ebenfalls den Zugang an den IRC, wobei ich deren
Adresse grad leider nicht weisz.


Was geht auf dem IRC ab und was kann abgehen ?
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Der IRC wurde von einem Finnen programmiert, so dasz man sich nicht
wundern sollte, dasz auf dem IRC folglich die ueberwiegende Mehrzahl
Finnen sind. Dies haengt natuerlich auch mit dem Netzzugang zum
amerikanischen Internet zusammen (die Finnen haben 64 KBit) und
mit, was Wunder bei einem weltweiten System, dem Stand der Sonne.
Mittags sind kaum Amerikaner auf dem IRC zu finden, die liegen
da naemlich in den Federn. Und dafuer ists frueh morgens ganz
schoen geschaeftig auf dem IRC, denn dann ists in USA spaet abends
und viele kucken noch mal schnell rein. Die Japaner sind dann
mitten im Tagesgeschaeft.

Bisher habe ich auf dem IRC folgende Laender gefunden:
USA, Finnland, Norwegen, Schweden, BRD, Daenemark, GB, Japan, Australien,
Niederlande, Kanada
Bald sollen erste IRC-Systeme in Frankreich erscheinen.

Die Anzahl der Nutzer schwankt von einem bis 80. Der Fall mit einem User
tritt auf, wenn Dein Server den Kontakt zu den anderen verloren hat.
Achtzig Leute auf dem IRC ist dann schon recht viel. Meist ist die
Anzahl der Server deutlich groeszer als die Anzahl der User...
Allerdings ist das ganze System zeitweise recht instabil. So kann
es vorkommen, dasz man gerade mal zu dritt ist und alle paar Sekunden
tauchen weitere 30 user auf und wieder ab, weil die Verbindung so
instabil ist.

Man sucht sich dann den Kanal raus, dessen Topic am vielversprechendsten
klingt oder in dem am meisten Leute drin sind. Nach einer Weile kennt
man die Leute schon und weisz, wo etwas interessantes abgehen koennte.
Der IRC ist halt wie jede Szene, ob tchh, qsd, qom oder eben IRC. Wenn einen
die Leute kennen, gibts immer was zu quatschen, andererseits fuehlt
man sich ausgeschlossen, wenn man nicht so schnell kapiert, wie
der Hase laeuft.
Viele Teilnehmer lassen auf ihrem Workstation-Fenster-Feuerwerk den
IRC einfach so mitlaufen, man kann sie ja mit einem ctrl-g (Bell)
kurz aufwecken... Also braucht man sich nicht wundern, dasz ab und an
zwar zwanzig Leute anwesend sind, aber auf keinem Kanal was passiert.

Im Groszen und Ganzen wird der IRC wohl mittelfristig den Bitnet
Relay Chat abloesen.

Leider wird der IRC zwar von vielen Leuten frequentiert, doch eine
ernsthafte Anwendung existiert natuerlich noch nicht. Wie auch, wenn
die meisten Server nur durch undurchsichtige Arrangements mit den
Systembetreibern zustande kamen und die Rechenzentrumsleiter die
Axt zuecken wurden, wenn sie dies Treiben mitbekommen wuerden.

Was mir als Anwendung fuer diese Art von "Netzfunk" vorschwebt, waeren
z.B. Kanaele mit speziellem Publikum oder Programm:
- Auf einem festen Kanal im negativen Kanal findet man z.B. alle Be-
  nutzerberater der diversen Rechenzentren. Benoetigt jemand einen
  Tip, so ruft er IRC auf, wechselt auf diesen Kanal und kann losfragen.
- Auf einem anderen Kanal koennte eine bestimmte Sprache verwendet
  werden, so dasz man praktisch dort englisch, schwedisch oder
  auch deutsch lernen koennte.
- Ein Kanal kann speziell zu Anfragen bezueglich Software-Archiven
  dienen.
- Fuer interne Systeme kann man das IRC so verwenden, dasz alle Daten
  ueber andere TCP/IP-Services gehen (Default: 6667).
- Da der IRC in Source-Code vorliegt, kann man z.B. moderierte Kanaele
  oder verschluesselte Kanaele einbauen.
- Aktienhandel (Wahrscheinlich unmoeglich, da auf IRC nicht HAL drauf-
  steht).
- Nachrichtenfunk


Wie funktioniert IRC ?
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Das Funktionsprinzip des IRC wird im File Comms der IRC V2.2 PL1
Distribution erklaert. Ich fasse das hier mal eben zusammen.
(Zeichnung aus dem File NETWORKING).

Auf allen Server-Rechnern laeuft im Hintergrund das Programm ircd,
welches mittels der Konfigurationsdatei so aufgesetzt wurde, dasz
jeder ircd mit bestimmten anderen Servern Kontakt haelt, wobei
einige auch als Sicherungslinks verwendet werden, falls einer
der Links ausfaellt. Diese Daemons und ihre Rechner bilden im
Internet einen aufgespannten Baum mit moeglichst kurzen
Laufzeiten. Denn da das IRC die Resourcen des Internet ver-
wendet, wird es vom deren Verwaltern wohl untersagt, wenn es
zuviele Resourcen braucht:


                    FINLAND            SURANET
                      \       \ /       /
        JVNCNET-BU----MIT     NWU     ODU
                        \      |      /
                         \     |     /
                          \    |    /
                           \   |   /
                            \  |  /
                             \ | / 
                              \|/
      BARRNET--AMES-----------OSU---RPI-NYSERNET-------BELWUE
             ORST/                   \-CANADA 


Die ircd verweigern den Kontakt zu anderen Servern, die sie nicht
kennen. Genauso verweigert ein Server den Kontakt zu Clients, wenn
der nicht bestimmte Einschraenkungen bezueglich des Hostname etc.
einhaelt. So kann ein Server allen Clients in einer bestimmten
Subdomain offen sein, andere aber ausschlieszen.

Die ircd unterhalten sich ueber TCP-Verbindungen mit Hilfe von
gewissen Code-Woertern, aehnlich wie z.B. SMTP oder NNTP.
Sie erlauben es auch Usern, sich mittels eines Nickname/Passwort-
Paares zu identifizieren und gewisse Verwaltungsaufgaben zu
uebernehmen, z.B. Starten des Servers, Stoppen oder Entfernen
von Teilnehmern, die sich unbotmaeszig verhalten.

Die ircd tauschen laufend Informationen aus ueber neue Messages
der User aneinander und ueber neue Kanaele, Topics und Server.

pi@complx.uucp

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