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Netze fuer die Publizistik


Fuer die Publizistik sind Nachrichtennetze auf E-Mail-Ebene eine 
der interessantesten Anwendungen. Freien Journalisten bieten sie 
im Prinzip eine Infrastruktur, die aus Kostengruenden bislang nur 
grossen Nachrichtenagenturen vorbehalten war. Allerdings haben 
die technischen Moeglichkeiten alleine keinen Gebrauchswert. Die 
Entscheidung fuer oder gegen ein Mailboxnetz haengt entscheidend 
von den im Netz angebotenen Gebrauchsinformationen ab. Ein 
Beispiel fuer die sinnvolle Verknuepfung von Technik und 
Gebrauchsinformation ist das seit September 1988 mit 
Unterstuetzung des Forschungsministeriums initiierte Netz fuer 
Wissenschaftsjournalisten des Deutschen Forschungsnetz (DFN), 
an dem federfuehrend auch die Deutsche Universitaetszeitung (DUZ) 
in Bonn beteiligt ist. 

Ziel des Projektes ist, den Informationsaustausch zwischen 
Wissenschaftsjournalisten einerseits und Wissenschaftlern, 
Pressestellen der Hochschulen, ausseruniversitaeren 
Forschungseinrichtungen und der Industrie zu verbessern. Im 
wesentlichen bieten diese Institutionen Pressemitteilungen an. 
Die Informationen werden allerdings nicht in einem oeffentlichen 
Brett bereitgestellt, sondern den Teilnehmern direkt in das 
persoenliche Mailbox-Fach gesendet. Beteiligt sind eine Reihe 
nahmhafter Verlage, Redaktionen und Publizisten. Zu den 
Informationsanbietern gehoeren die meisten deutschen 
Grossforschungseinrichtungen sowie bekannte Industrieunternehmen.

Von Seiten der Industrie beteiligen sich unter anderem die 
Firmen Siemems, Nixdorf, Philips und IBM. Darueber hinaus 
Forschungsinstitutionen wie das Deutschen Elektronen-Synchroton 
(DESY) in Hamburg, die Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt 
fuer Luft- und Raumfahrt (DFVLR) in Koeln-Porz, das Deutsche 
Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg, die Gesellschaft 
fuer Biotechnologische Forschung (GBF) in Braunschweig-Stueckheim, 
die Gesellschaft fuer Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) in 
St.  Augustin, das GKSS-Forschungszentrum in Geesthhacht, die 
Gesellschaft fuer Strahlen- und Umweltforschung (GSF) in 
Neuherberg bei Muenchen, die Gesellschaft fuer Schwerionen-
forschung (GSI) in Darmstadt, die Kernforschungsanlage in Juelich
und das Kernforschungszentrum in Karlsruhe. Das Deutche Studenten-
werk, die Bundesministerien fuer Bildung und Wissenschaft, sowie 
Forschung und Technologie nehmen ebenfalls teil. Die Redaktion 
Chalisti und MIK-Magazin beteiligen sich inzwischen ebenfalls an 
diesem Projekt. 

Erklaertes Ziel ist zunaechst ein bundesweiter Informationspool, 
bzw. Kommunikationspunkt fuer die wissenschaftliche Publizistik. 
Die Projekterfahrung sollen dann in ein europaeisches oder gar 
internationalen Netz von miteinander kommunizierenden 
Wissenschaftsredaktionen und Informationsanbieter einflieaen. 
Dem Wunsch einiger Journalisten entsprechend, wurden Vertraege 
mit groaen Datenbankanbietern abgeschlossen. STN International 
(FIZ Karlsruhe) und GENIOS (Handelsblatt-Datenbank) koennen 
zu Pauschalbetraegen  genutzt werden. 

Die Mailbox des Projektes ist auf dem Komex-System der GMD 
installiert und setzt auf X.400 auf. Schon in der 
Konzeptionsphase zeigte sich, dass es viele Journalisten gibt, 
die Interesse an dem Netz hatten, zum Teil aber nur ueber eine 
unzureichende EDV-Ausstattung verfuegten und wenig Erfahrung mit 
Datenfernuebertragung mitbrachten. Trotzdem wies die Nutzergruppe 
nach kurzer Zeit eine beachtliche Zahl an Teilnehmern auf. Das
Projekt ist erstmal bis Ende 1991 verlaengert worden und wir
inzwischen von der EuroComm betreut.
                                                Juergen Wieckmann

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