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FIDO - weltweite Kommunikation im Namen des Hundes


1. Allgemeines
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Als freakige Alternative zu den damals gerade entstehenden
kommerziellen Rechnerverbunden enstand FidoNet aus der
Unzufriedenheit der Standalone-Mailboxuser in den USA Anfang der
80er Jahre. Mittlerweile sind weltweit ueber 5000 Systeme dem
Netzwerk angeschlossen. Sie stehen in den USA, in Europa und Asien,
sowie Australien.
In der Bundesrepublik Deutschland sind ueber 50 Mailboxen
angeschlossen. Die International FidoNet Association (IFNA) wurde
vor einigen Jahren gegruendet. Ihre Aufgabe ist die Koordinierung
allgemeiner Netzwerkangelegenheiten. Die IFNA gibt eine Gazette
heraus, schlaegt Normen fuer Uebertragungsprotokolle vor und sorgt
fuer ein woechentliches Update der 'World-Nodelist', dem Verzeichnis
aller Netzknoten. Benutzt und betrieben wird das Netz von
Privatleuten. Kommerz gibt es in der Fido-Philosophie nicht.
Wer als Systembetreiber etwas an seiner Mailbox verdient, ist
angewiesen, einen bestimmten Geldbetrag dem 'Shanty-Project',
einer AIDS-Initiative in San Franzisko, zu spenden. Firmen haben
aus Prinzip keinen Zugang zu FidoNet. Gebuehren, die von den Usern
gezahlt werden, um die Betriebskosten zu decken, sind aber
erlaubt. Den Benutzern ist nicht gestattet, Pseudonyme zu benutzen.
Eingetragen werden duerfen nur die 
Realnamen, und obligatorischerweise ist es verboten, 'Raubkopien'
anzubieten, oder hochzuladen. Ansonsten wird immer wieder betont,
dass jeder SysOp die Regeln seiner Mailbox selbst bestimmen kann.

Der Service besteht im FidoNet aus E-Mail (persoenliche
Nachrichten) und die 'Echomail Conference' - lokale oder
regionale Diskussionsforen zu verschiedenen, auch nichttechnischen
Themen.

Zwischen den Nodes werden die Nachrichten waehrend des 'Mailslots'
(Briefschlitz) ausgetauscht. Der 'Mailslot' ist eine weltweit
einheitliche Uhrzeit, die mit 02:30 Uhr bis 03:30 Uhr GMT
angegeben wird. In Deutschland ist das bei mitteleuropaeischer
Sommerzeit von 04:30 Uhr bis 05:30 Uhr MEZ, in der Winterzeit
verschiebt es sich auf 03:30 Uhr bis 04:30 Uhr MEZ.

Eine besondere Option in FidoNet ist der 'Point'. Ein User kann
dabei eine Point-Nummer bekommen und bildet so einen eigenen Privat-
Node. Anders als normale User laesst dieser seinen Computer
selber 'pollen', um die neuen Nachrichten als Paket abzuholen.
Offline koennen diese dann in Ruhe gelesen und ggf. kommentiert
werden. Auf diese Weise lassen sich Telefoneinheiten sparen, die
online sonst durch Nachdenken oder Einfinger-Adler-Suchstrategie
verloren gehen.
Die Moeglichkeit kann auch von FidoNet-Mailboxen genutzt werden,
die sich nicht an den regulaeren Mailslot halten koennen oder
wollen.


2. Netzstruktur
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Einzelne Nodes sind zu Unter-Netzwerken zusammengeschlossen, die
von einem Koordinator betreut werden. Diese 'Netzwerke' ergeben
zusammen mit unabhaengigen Nodes 'Regionen', die wiederum
zusammengefasst 'Zonen' bilden. Zur Zeit existieren drei Zonen, die
auch geographisch auseinander gehalten werden koennen: Zone 1
bedeutet USA, Zone 2 Europa, Zone 3 ist der asiatische und
australische Raum.


Europa     USA        Australien/Asien
+-----+    +-----+    +-----+
!Zone2+----+Zone1+----+Zone3!
+--+--+    +--+--+    +--+--+
   I          I          I
   I          +-----...  +----...
   I
   I
Region20, Schweden
Region21, Norwegen
Region22, Finnland
Region23, Daenemark
Region24, BRD----------------Region-Koordinator 24
Region25, Brit. Inseln       
Region28, Niederlande          Netz 509 'TechNet', L}beck
Region29, Belgien              Netz 507 'Kraut's_Inn', Duisburg
Region30, Schweiz              Netz 241 'European HST-NET', Mainz
Region31, Oestereich           Netz 242 'AltiPlex_Net', Aachen
Region32, Frankreich           Netz 243 'Big_Science_Net', Mermuth
Region33, Italien              Netz 244 'RHEIN-Area-Net', Ratingen
Region34, Spanien              Netz 245 'MUG_Net', Essen
Region40, Israel               Netz 246 'Fine_Bavarian_Net', Bayreuth
                            
Zone 2 (Europa) besteht aus 13 zusammengefassten Regionen. Die
Bundesrepublik ist mit Region Nr.24 vertreten. Diese wird aus acht
'Netzwerken' gebildet, an denen jeweils unterschiedlich viele
Einzelsysteme angeschlossen sind. Die Staedtenamen hinter den
Netzwerkbezeichnungen geben den Standort der einzelnen Netzwerk-
Koordinatoren an.
Koordinator der gesamten Region Nr.24 ist der Netzwerk-Koordinator
von Nr.509 (Snoopy's BBS, Luebeck).
Alle Klarheiten beseitigt?

Adressiert werden E-Mails mit dem Empfaengernamen, sowie der
Netzadresse, die sich wie folgt zusammensetzt:

zone:netzwerk/node

z.B.: 2:509/1
('Snoopy's BBS', Luebeck)
er  3:700/88
('Executive Board', Hongkong)


3. Ich will Fido...
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Wer mit seiner Mailbox an das FidoNet gehen will, sollte am
besten einen 16Bit-Rechner mit Festplatte und als
Betriebssystem wenigstens MS-DOS benutzen. Implementationen gibt es
auch schon auf Atari ST. Ein schnelles Modem von mindestens
1200bps ist natuerlich wichtig. Ausserhalb Europas sind
Geschwindigkeiten von 9600bps ja schon lange keine Seltenheit
mehr. Eine FidoNet-Mailbox sollte in der Lage sein, sowohl
Anrufe von anderen Systemen zur Datenuebertragung anzunehmen
('PICK UP'), als auch selber anzurufen ('POLL'). In der Praxis
sollte das allerdings mit dem SysOp des naechst gelegenen
Fido-Nodes abgesprochen werden k|nnen.


Welche Netz-Software?
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Es gibt zwei Programmpakete, die voll auf FidoNet ausgerichtet
sind. Das eine heisst - man glaubt es nicht - 'FIDO' und kann fuer
Geld gekauft werden. Das andere heisst OPUS, ist inklusive einiger
Zusatzprogramme und Dokumentation Public Domain und am meisten
verbreitet. Die Benutzeroberflaeche ist amerikanisch-menueorientiert.
Wer auf seine gewohnte Shell nicht verzichten will oder eine andere
fuer sinnvoller haelt und ausserdem nicht schlecht programmieren kann,
hat auch die Moeglichkeit, seine eigene Implementation zu bauen.
Zur Hilfe kann dazu die Fido-Dokumentation 'FSC001 A Basic
FidoNet(tm) Technical Standart' genommen werden, in dem die FidoNet-
Datenformate und Protokolle definiert sind. Ausserdem sollte auch das
Dokument 'FSC002' besorgt werden. Darin wird das Format der IFNA
-Nodelist beschrieben.
Ist es irgendwann endlich geschafft, kann der erste Testbetrieb
am Netz stattfinden. Die endgueltige 'Aufnahmepruefung' eines
werdenden Fido-Nodes besteht darin, eine Nachricht an den
jeweiligen Netzwerk-Koordinator zu senden. Wenn das gut geht
und eine Antwort zurueckkommt, wird die Mailbox in die Nodelist
aufgenommen.
Soweit eine oberflaechige Beschreibung von FidoNet.


Weitere Informationen:
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'FSC001 A Basic FidoNet (tm) Technical Standart'
'FSC002' Nodelist-Dokumentation
'FidoNet Policy' Grunds{tzliche Rgeln des Netzes
Diese Files koennen in der Regel von den Netzwerk-Koordinatoren
bezogen werden.
Z.B. Netzwerk 509: Snoopy's BBS, Luebeck, 0451/493920

                                                      Bo-Chen Lo 
                                        (china@subetha.zer, china@olis.uucp)

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